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Mangel an Polizeirekruten: Pensionierte Polizisten sollen als Ausbilder zurückkommen

Die Polizei sucht derzeit nach Rekruten.
Die Polizei sucht derzeit nach Rekruten. ©APA/BARBARA GINDL
Großer Kritik hagelte es erneut bei den Rekrutierungsmethoden der Polizei. Während auf Maturapartys händeringend nach Nachwuchs gesucht wird, sollen etwa auch pensionierte Polizisten wieder zurück in den Dienst.

Große Mängel ortet der sozialdemokratische Polizeigewerkschafter Hermann Greylinger bei der Rekrutierung für die Polizei. Die Rekrutierungsmethoden – bei der Maturareise X-Jam, Inserate in rechten Medien – seien kritisch zu betrachten, sagte Greylinger am Montag. “Entspricht der Aufwand dem Resultat? Ich bezweifle das.”

“Geworben wird mit einer Mär”, kritisierte der stellvertretende Vorsitzende der Polizeigewerkschaft. Man zeige Luxusautos und Spezialeinheiten her. “Übersehen wird, dass 80 Prozent der aufgenommenen Bewerber Dienst in einer Polizeiinspektion, oft mit unzulänglicher Ausstattung, versehen müssen.” Die Voraussetzungen für den Polizeiberuf hätten ihre Richtigkeit. “Dass Tätowierungen nun erlaubt sind, nehmen wir zur Kenntnis. Ich glaube aber nicht, dass man damit so viele geeignete Bewerber mehr bekommt”, sagte Greylinger.

1.000 Euro Brutto Einstiegsgehalt

Er forderte höhere Anreize für den Beruf, mehr Perspektiven und mehr Flexibilität ein. “Über zehn Jahre war es so, dass es ein Einstiegsgehalt von ‘starken’ 1.000 Euro brutto gab. Wer geht da zur Polizei, wenn er Familie hat?”, fragte Greylinger. Er machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, “dass wir für den Dienst draußen eine soziale Durchmischung benötigen. Wenn ich nur bei 18-jährigen Maturanten rekrutiere, werde ich den nicht erreichen”. In Sachen Perspektive wäre es wünschenswert, den Jungpolizisten zum Beispiel die Berufsreifeprüfung zu ermöglichen. “Warum geht man da nicht in die Offensive?”, fragte Greylinger.

Viele Anwerber im Burgenland, wenige im Westen

Außerdem gebe es zu wenig Flexibilität: “Wir haben im Bereich der Landespolizeidirektion Burgenland genug abgeprüfte (also für den Polizeidienst geeignete, Anm.) Bewerber für zwei Klassen, sie dürfen sie aber nicht nehmen. Weil für das Burgenland keine Planstellen vorgesehen sind”, schilderte Greylinger. “Das sind gute Leute, und sie kommen nicht dran.” In Westösterreich – Tirol, Vorarlberg – sei es hingegen schwierig, genügend Bewerber zu bekommen. Greylinger vermutete, dass dies unter anderem mit der großen Zahl an Jobs im Fremdenverkehr zusammenhänge. Mit größerer Flexibilität bei der Örtlichkeit der Ausbildung ließe sich das Problem eher bewältigen.

Wer den Aufnahmetest geschafft und einen Kursplatz hat, sieht sich dem Personalvertreter zufolge mit deutlich zu wenig Lehrpersonal konfrontiert. “Wir haben derzeit einen Unterstand von 60 Lehrern. Wenn man die Zahlen aufnehmen will (4.100 Beamte neu zur Kompensation von Pensionierungen und neue Planstellen, Anm.), braucht man noch einmal 100 Lehrer zusätzlich. Wir haben also 160 Lehrer zu wenig”, sagte Greylinger.

Pensionierte Polizisten sollen zurück in den Dienst

Der Generalsekretär des Innenministeriums, Peter Goldgruber, habe in diesem Zusammenhang angekündigt, pensionierte Polizisten anschreiben und ihnen eine Lehrtätigkeit auf Werkvertragsbasis anbieten zu wollen. “Ich habe mit einigen pensionierten Kollegen gesprochen. Die sind alle froh, dass sie der Polizei entkommen sind – nach 40 Jahren Dienst”, sagte Greylinger. Er glaube nicht, dass sich dadurch der Lehrermangel beheben lasse.

Vielmehr wäre auch in diesem Zusammenhang die Erhöhung der Anreize gefragt. Wer in den Lehrbereich gehe, bekomme zwar eine höhere Einstufung, falle aber um Zulagen um. “Die höhere Bewertung seiner Planstelle kann das nicht voll kompensieren”, sagte Greylinger. Er verwies auf eine Resolution der Lehrer an Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), die Ende April abgeschickt und in der auf genau diese Probleme hingewiesen wurde.

1.000 Beamte alleine für Niederösterreich

Es pressiere derzeit so, weil man die neuen Polizisten der Bevölkerung versprochen habe. “Planstellen zu schaffen, ist das eine. Sie mit Köpfen zu befüllen, das andere”, betonte Greylinger. Es dränge, “weil man 17 Jahre es versäumt hat gegenzusteuern. Das Problem hat man so nicht erkannt, oder politisch nicht erkennen wollen”. Greylinger nannte als Beispiel Niederösterreichs Landeshauptfrau und Ex-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): “Sie hat immer gesagt, dass Greylingers Personalforderungen Schwachsinn sind. Jetzt als Landeshauptfrau fordert sie 1.000 Beamte für Niederösterreich alleine. Es hängt immer davon ab, welche Kappe man auf hat.”

(APA/red)

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