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Machtkampf im Vatikan

Während die Sorge um den Gesundheitszustand des Papstes groß bleibt, eskaliert ein Machtkampf im Vatikan. "Es ist ein offenes Geheimnis, dass Sodano und Dziwisz nicht im Einklang sind."

Die römische Tageszeitung „La Repubblica“ berichtete in ihrer Freitagausgabe über starke Spannungen zwischen dem vatikanischen Staatssekretär, Angelo Sodano, und dem persönlichen Sekretär des Heiligen Vaters, dem einflussreichen polnischen Bischof Stanislaw Dziwisz. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass Sodano und Dziwisz nicht im Einklang sind. ’Sie sind praktisch in nichts einig’, heißt es im Vatikan“, schrieb „La Repubblica“.

Nach Angaben der römischen Tageszeitung sei Sodano in den letzten Tagen arg unter Druck geraten. Italienische Medien hatten diese Woche über einen möglichen Rücktritt des mächtigen Staatssekretärs berichtet. Daraufhin habe sich Einiges im Vatikan bewegt. „Die einflussreichsten Kurienmitglieder haben sich verbündet, Sodano darf nicht gehen, heißt der Befehl“, berichtete die Tageszeitung.

Laut „Repubblica“ sei ein scharfer Machtkampf auch in Hinblick des nächsten Konsistoriums im Gange. „Mindestens ein Dutzend Persönlichkeiten aus fünf Kontinenten sind im Rennen, um Kardinäle zu werden. Es ist eine äußerst heikle Angelegenheit. Wenige Stimmen können über das Konklave entscheiden, das den Nachfolger von Karol Wojtyla wählen wird“, schrieb die Tageszeitung.

Inzwischen scheint sich der Gesundheitszustand des Heiligen Vaters ein wenig gebessert zu haben. Die Halsentzündung, die den Papst in den letzten Tagen schwer belastet hatte, sei bewältigt worden. Die Lungen seien nicht belastet, hieß es aus Ärztekreisen, die den Papst im Vatikan behandeln.

Trotz besserer Verfassung wird der Papst nicht an der Karfreitagprozession zum Kolosseum teilnehmen. Johannes Paul II. will die Teilnehmer der Prozession vom Bildschirm aus grüßen. Es werde für den Papst schmerzhaft sein, an diesem Tag nicht direkt bei den Gläubigen zu sein, sagte Kardinal Angelo Scola am Donnerstagabend. Er werde aber in einem geistigen Sinne bei ihnen sein.

Schon am Gründonnerstag fehlte das 84-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche bei der Morgenmesse im Petersdom – ebenso wie bei der traditionellen Fußwaschung am Abend, an der Johannes Paul II. schon seit 2001 nicht mehr teilgenommen hat. Er ließ den Prälaten und Priestern von Kardinal Giovanni Battista Re Grüße übermitteln und erklärte, er verfolge die Messe am Fernsehschirm. Bei der abendlichen Messe in Erinnerung an das letzte Abendmahl Christi ließ er mitteilen, er sei „im Geiste und mit dem Herzen“ bei den Gläubigen.

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