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Mach ein Bäuerchen: Konkurrenz für WoW

Im Landwirtschaftssimulator 2011 steuert der Spieler wieder richtig schwere Geräte.
Im Landwirtschaftssimulator 2011 steuert der Spieler wieder richtig schwere Geräte. ©Waibel
Bereits die Vorgänger verkauften sich zur großen Verwunderung in der Branche wie warme Semmeln, doch was der Landwirtschaftssimulator 2011 im Weihnachtsgeschäft ablieferte, war schier unglaublich: Der Titel setzte sich unmittelbar nach Verkaufsstart in den Charts an die Spitze noch vor das WoW-Addon Cataclysm.
Landwirtschaftssimulator

Ob Klötzchengrafik, simple Spielstruktur und wenige Features: Offenbar ist die Bauer-Sim ein sehr breitentauglicher Titel. Mit dem Traktor und diversen Zusatzgeräten über den eigenen Acker zu tuckern, das ganze verbunden mit einer simplen Wirtschaftssimulation, das scheint ganz neue Käuferschichten anzusprechen. Während im Vorgänger aber nur Korn und Gemüse eingefahren werden konnte, wurde die 2011er-Version um die Haltung von Nutztieren erweitert. Naja wenigstens sind es nur virtuelle Kühe, die da in Intensivhaltung wirtschaftlich gewinnbringend ihre Milch zur Verfügung stellen müssen.

Die Bit- und Byte-Wiederkäuer brauchen natürlich auch Nahrung, weswegen der PC-Bauer nicht nur zum Säen und Ernten von Getreide und Gemüse aufs Feld fährt, sondern auch Wiesen bewirtschaftet und Heu einfährt. Erfreulicherweise dürfen die Rindviecher im Landwirtschaftssimulator nicht im Stall, sondern auf einer eigenen Wiese stehen, wo der Bauer dann das gemähte Gras hinfährt. Mais wird nun nicht nur selbst vermarktet, sondern als Silofutter auch den Kühen als zusätzlicher Energiespender verfüttert. Wie im richtigen Leben geht es ja auch hier um die Maximierung der Milchleistung. Die regelmäßige Befruchtung der Kühe zur Aufrechterhaltung der Milchleistung durch das Abkalben wollte man dem durchschnittlichen Konsumenten wohl nicht zumuten. Da könnte ja der eine oder andere ins Grübeln kommen, was für eine Tiervermarktungsindustrie da abläuft und die Vegetarierriege bekäme gar noch mehr Zulauf. So kauft der PC-Farmer eben nach und nach neue Tiere zu.

Technisch wurde das Game deutlich gegenüber dem Vorgänger verbessert. Erfreulich ist, dass das Spiel nach wie vor auch auf einfachen Rechnerkonfigurationen gut läuft. Es wurden nun auch Passanten eingefügt, die aber recht simpel modelliert und animiert am Bürgersteig entlang wackeln. Beim Überfahren verschwinden sie durchaus kindertauglich einfach. Gewaltdarstellung sucht man vergebens. Die Animationen der Tiere hingegen sind richtig gut gelungen. Die Wiederkäuer haben auch ein glaubhaftes Verhalten, da sie ab und zu an den Futtertrog traben und fressen oder trinken, auch ein Ruheverhalten wurde eingebaut. Die Rindviecher legen sich also auch dann und wann zu einem Nickerchen hin.  Ebenfalls deutlich aufgebessert wurden der Traktor und die Geräte. Die Fahrzeuge bekamen gefederte Achsen. Auch soundtechnisch weiß der Titel zu überzeugen.   

Einzig was die Physik anbelangt, scheint noch Nachbesserungsbedarf für eine 2012er Version gegeben: Fliegt ein Gegenstand in die Luft, schwebt er danach nur langsam zu Boden. Festhängende Fahrzeuge müssen nach wie vor umständlich als gesamtes zum Hof zurückbeordert werden, anstatt einzeln anwählbar zu sein. Die bereits im Vorgänger sehr gute Fahrzeugsteuerung wurde im Wesentlichen beibehalten, wer also den Vorgänger gespielt hat, wird sich auch hier gut zurecht finden.

Fazit
Bereits der Vorgänger war ein Verkaufshit, aber die Verkaufszahlen des Landwirtschaftssimulator 2011 sprechen eine ganz deutliche Sprache: Derartige Simulationen scheinen ganz neue Käuferschichten anzusprechen, da liegt noch viel Potential für den Spielemarkt brach. Zwar finde ich persönlich eine andere Art von Spielen aufregender, aber mit solchen Titeln werden auch keine Hardcore-Gamer angesprochen. Dennoch hat sich Astragon mit dem Sequel viel erkennbare Mühe gegeben, ein attraktives Spiel in Form einer Fahrzeug/Wirtschafts-Sim zu kreieren. Etwas Feinschliff wäre hie und da nötig, der sicher in einer Nachfolgergeneration für wiederum explodierende Verkaufszahlen sorgen wird. Die Fahrphysik, Grafik, KI und viele andere Features zeigen die Bemühungen. Das lohnen die Fans mit der Nachfrage, die die arg gebeutelte Game-Industrie auch nötig hat. Aber vielleicht gerade in leicht zugänglichen unglaublichen Sims wie dem Landwirtschaftsimulator viel die Zukunft der Spieleindustrie. Und nicht nur ewig gleichen Konzepten und Spielprinzipien, die selbst Hardcore-Zockern schon zum Hals heraushängen. Astragon hat´s begriffen: Der Mensch ist verspielt. Und sie liefern ein durchaus erfolgreiches Spielzeug. Gratulation dazu.

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