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Löw erwartet unberechenbaren Gegner

Deutschlands Fußball-Teamchef Joachim Löw erwartet am Sonntag ab 20.45 Uhr im EURO-Finale gegen Spanien einen unberechenbaren Gegner.

“Im Vergleich zu den Portugiesen spielen sie variabler, die Mittelfeldspieler wechseln ständig die Positionen und stoßen in die Spitze vor”, charakterisierte der DFB-Coach den Gegner. Die technisch starke Aragones-Elf habe im gesamten Turnier eine beeindruckende Leistung geboten. Geht es nach der EM-Finalerfahrung müssten aber die glücklichen Deutschen die Nase vorne haben.

Löw hatte sich das Halbfinale der Spanier am Donnerstag gegen Russland (3:0) im Teamquartier in Ascona gemeinsam mit dem Trainerteam und Manager Oliver Bierhoff in gelassener Atmosphäre angesehen, während sich DFB-Chefscout Urs Siegenthaler vor Ort in Wien ein letztes Bild verschaffte. “Sie haben gegen die Russen eindrucksvoll bewiesen, dass sie die bessere Mannschaft waren”, sagte Löw. Das Mittelfeld des Gruppe-D-Siegers sei überragend, fügte Löw, der Iniesta, Xavi sowie die beiden Stürmer Villa (verletzt) und Torres besonders hervorhob, hinzu.

Lob für den Finalgegner kam auch von Bierhoff, der am Freitag auf der DFB-Abschlusskonferenz in Tenero erklärte: “Sie sind spielstark, sehr gut am Ball und im Mittelfeld können alle den entscheidenden Pass spielen.” Aufgrund des bisherigen Turnierverlaufes seien die Spanier, die alle fünf Spiele gewonnen haben, zu favorisieren. “Dass wir ein Underdog sind, wäre übertrieben, denn auch wir haben gezeigt, was in uns steckt. Aber die Spanier sind schon höher einzuschätzen”, betonte der Teammanager.

Dies könnte aber auch ein gewisser Vorteil sein, immerhin hatten die Deutschen gerade dann eine überzeugende Leistung geboten, als sie gegen Portugal (3:2) als Außenseiter ins Viertelfinale gegangen waren. “Vielleicht hilft das der Mannschaft, nimmt ihr etwas den Druck.” Um den vierten Europameistertitel der DFB-Auswahl perfekt zu machen sind vor allem Konzentration und Leidenschaft gefordert. “Die Spieler müssen ihr Herz in die Hand nehmen und alles geben. Den Rest kann man nicht beeinflussen”, betonte der Ex-Salzburg-Stürmer.

Aufgrund des starken Spanien-Mittelfelds ist zu erwarten, dass die DFB-Elf neuerlich im 4-2-3-1-System einlaufen wird, mit der einzigen Änderung Frings für Rolfes von Beginn an im defensiven Mittelfeld. “Natürlich wollen wir das Finale gewinnen, wir haben die nötige Sieger-Mentalität, glauben, auch wenn wir einmal schlecht spielen, immer an den Sieg”, sagte Löw. Seine Elf könne befreit und ohne Druck aufspielen. “Die Freude und Begeisterung muss auf dem Platz zu erkennen sein”, forderte der Bundestrainer.

Die Mannschaft, die am Freitagnachmittag ihre letzte Trainingseinheit in der Schweiz hinter verschlossenen Türen absolvierte und am Samstagvormittag nach Wien fliegt, freut sich jedenfalls ungemein auf Sonntag, kann die Partie kaum mehr erwarten. “Wir sind im Finale, und das wollen wir jetzt natürlich auch gewinnen”, betonte Lukas Podolski. Und Bastian Schweinsteiger sagte: “Es kommt auf uns drauf an. Ich denke schon, dass wir noch zulegen können.” Der eine Tag mehr Pause könne ein entscheidender Vorteil sein. “Muss es aber nicht sein”, so der EM-Doppeltorschütze.

Die Statistik spricht jedenfalls für einen Erfolg der Deutschen. Die DFB-Auswahl hat im direkten Duell eine bessere Bilanz – 8 Siege, 6 Unentschieden, 5 Niederlagen (Torverhältnis 27:21) – vorzuweisen und auch die deutlich größere Erfahrung in wichtigen Bewerbsspielen. Zwölf Mal stand Deutschland bereits in einem großen Finale (sieben Mal WM/fünf Mal EM) und holte dabei jeweils drei Titel.

Für die Spanier, die noch nie in einem WM-Finale waren, ist es auf europäischer Ebene erst das dritte Endspiel. 1964 hatten sie ihren einzigen EM-Titel gewonnen, 1984 im Finale gegen Gastgeber Frankreich verloren. Zudem haben die Deutschen bei ihren bisherigen drei EM-Titeln (1972/1980/1996) immer das Auftaktspiel gewonnen, das war auch diesmal (2:0 gegen Polen) der Fall. Nur der Rhythmus spricht gegen das DFB-Team, denn bisher folgte auf jeden EURO-Triumph immer eine Niederlage im nächsten EM-Finale mit deutscher Beteiligung (1976, 1992).

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