„Lurm der Wurm im Turm“

Dornbirn. Klemmbrett und Baumstamm statt Heft und Schulbank – die Schüler der 2A Klasse der Volksschule Dornbirn Oberdorf haben kürzlich das Klassenzimmer gegen den Zanzenberg getauscht. Unter freiem Himmel und mit Blick auf ganz Dornbirn haben sie den Auftakt des Projektes „Gestern. Heute. Morgen“ erlebt. Zweieinhalb Schuljahre lang werden sich die Volksschüler mit dem Entdecken und Finden von Wörtern und Geschichten beschäftigen. In drei Schreibwerkstätten pro Jahr tauchen sie mit der Lustenauer Autorin Nadine Bösch in die Welt der Sprache, Wörter und Wortspiele ein.
Eigene Wortkreationen
Erste Station war der Zanzenberg, wo sich die Zweitklässler mit dem „Jetzt“ auseinandergesetzt haben. Dabei galt es unter anderem den Satzanfang „Heute bin ich …“ möglichst kreativ und mithilfe von Wortkreationen fertigzustellen. „Wir durften neue Wörter erfinden und kleine Gedichte schreiben. Mir ist zum Beispiel Lurm der Wurm im Turm eingefallen“, erzählt Elba, 8 Jahre. Nach einem Input von Nadine Bösch verteilten sich die Kinder mit ihren Klemmbrettern auf dem Zanzenberg und konnten ihrem Schreibfluss freien Lauf lassen. Anschließend durfte, wer wollte, seine Sätze und Wortkreationen im Sitzkreis vorlesen. „Ein Text ist etwas sehr Persönliches – meistens will er raus. Kinder, die ihre Texte nicht vorlesen möchten, müssen dies aber nicht“, betont Nadine Bösch. Die Kinder sollen Spaß am Schreiben haben und sich frei fühlen – Rechtschreibregeln, die in der Schule gelten, sind hier nicht relevant. „Den über allem schwebenden Rotstift gibt es hier nicht“, so Nadine Bösch.
Spaß am Schreiben
Die zweite Schreibwerkstatt fand in der Stadtbibliothek Dornbirn statt, wo es sich die Kinder in der ganzen Bibliothek mit ihren Schreibutensilien gemütlich machten. „Es ist schön, dass die Kinder das Schreiben in einem anderen Kontext als in der Schule erleben dürfen“, so Klassenlehrer Christian Winsauer, der seine Schüler während des Projektes begleitet. Diesmal schrieben die Kinder ihre Gedanken zu den Themen „In meinem Kopf und in meinem Herzen wohnt …“ sowie „Meine Hand schreibt …“ nieder. „Die Zeit ist so schnell vergangen wie noch nie. Es hat richtig Spaß gemacht, auch weil man nicht alles gut können muss, sondern einfach drauflosschreiben darf“, fand Lucia, 7 Jahre. Die dritte Schreibwerkstatt, bei der die Kinder Elfchen schrieben, fand wetterbedingt in der Schule statt. Als nächstes stehen zwei Kreativworkshops auf dem Programm, in deren Rahmen Kulturvermittlerin Christa Bohle die Kinder in die Welt des händischen Drucks einführt.
Eigene Druckwerke
Initiiert wurde das auf drei Jahre ausgelegte Projekt „Gestern. Heute. Morgen. Über das Entdecken und Finden von Wörtern und Geschichten“ von Lukas Bildstein, Papa einer der Schülerinnen der 2A Klasse. „Meine Tochter Ida schreibt sehr gerne. Im Rahmen einer Schreibwerkstatt im W*ORT in Lustenau entstand im Gespräch mit Gabi Hampson die Idee, ein Schreibprojekt mit der ganzen Klasse durchzuführen. Dank einer Förderung von Double Check konnten wir das Projekt in die Tat umsetzen“, erzählt Lukas Bildstein, einst selbst Schüler an der Volksschule Oberdorf. Neben dem W*ORT konnte das Druckwerk Lustenau als Projektpartner gewonnen werden. Aktuell sichten die Projektverantwortlichen die bisher entstandenen Texte, suchen einen pro Schüler aus und lassen eine Zeitung drucken, die noch vor den Ferien im Rahmen eines Präsentationsnachmittags in der Stadtbibliothek vorgestellt wird.
Stand in diesem Schuljahr das „Heute“ im Fokus, werden sich die Schüler ab Herbst mit dem „Gestern“ beschäftigen. Im dritten Projektjahr – wenn der Abschied von der Volksschule naht – widmen sie sich dem „Morgen“.