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Lungenspezialisten starten riesige Studie in Wien

Erstmals soll eine Langzeit-Beobachtungsstudie Auskunft darüber geben, wie sich der Gesundheitszustand der Österreicher ab dem Alter von sechs Jahren im Laufe der Zeit verändert.

Spezialisten am Ludwig Boltzmann Institut für COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Pneumologische Epidemiologie am Otto Wagner Spital in Wien starten in diesem Herbst eine Studie, bei der an mehr als 10.000 regelmäßig untersucht werden sollen. Das soll Wissenschaft und Gesundheitspolitik abgesicherte und repräsentative Daten über den Gesundheitsstatus der Menschen liefern.

Dies kündigte am Dienstag die Vizepräsidentin der Österreichischen Pneumologischen (ÖPG) Gesellschaft, Sylvia Hartl, bei einer Pressekonferenz in Wien an.

Lunge beeinflusst gesamte restliche Gesundheit

Der Hintergrund: In den kommenden Tagen läuft in Wien der Jahreskongress der ÖPG (Messe Wien/8. bis 10. September) ab. In den vergangenen Jahren hat sich immer mehr heraus kristallisiert, dass die Gesundheit der Lunge den gesamten Organismus beeinflusst, umgekehrt aber auch alle Schädigungen, welche den Körper treffen, auch ihren Einfluss auf deren Funktion besitzen. Hier fehlen umfassende Daten.

Die Expertin: “Die Lungengesundheitsstudie startet wahrscheinlich im Herbst in Wien. Mehr als 10.000 Menschen ab sechs Jahren werden aufgenommen und sollen zwölf Jahre – zum Beispiel vom Kindes – bis ins Erwachsenenalter begleitet werden.”

Erhoben werden alle wichtigen Gesundheitsdaten (insgesamt 170 Fragen), bei weitem nicht nur Informationen zur Lungenfunktion, sondern auch zu Gewicht, Muskel, Fettverteilung, Ernährung, Herz und Kreislauf etc. Die Freiwilligen werden dann alle vier Jahre wieder untersucht. Sylvia Hartl: “Das ist etwas, das in Österreich bisher fehlte.” Die Stadt Wien (KAV) unterstützt das Projekt genauso wie das Gesundheitsministerium.

Wichtige Erkenntnisse über Lungenkarzinom

Bei der Tagung in Wien selbst geht es aber auch sehr spezifisch um Prävention, Diagnose, Therapie und Rehabilitation bei Erkrankungen der unteren Atemwege. Hier gibt es wesentlich neue Erkenntnisse bei der Frühdiagnose des Lungenkarzinoms. Kongresspräsident Otto Burghuber (Otto Wagner Spital/Wien): “Mehr als 90 Prozent der Patienten mit einem Bronchuskarzinom sterben daran, vor allem, weil wir zu spät draufkommen. Im Frühstadium hingegen beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate noch 70 Prozent.”

Eine riesige US-Screening-Studie (53.000 Probanden), die erst vor kurzem im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, zeigte: Untersucht man Hochrisiko-Personen (älter als 55, mehr als 1,5 Packungen Zigaretten am Tag; 30 Jahre mit einer Packung Zigaretten pro Tag), lässt sich bei dreimal im Abstand von einem Jahr durchgeführten Computertomografie-Untersuchungen mit einer niedrigen Dosis von Röntgenstrahlen die Sterblichkeit wegen der früheren Entdeckung von Lungenkarzinomen um 20 Prozent senken.

Burghuber: “Das ist ein ‘Hammer’.” Allerdings, vor allem wegen einer hohen Rate von falsch positiven Befunden (Verdacht, der sich nicht erhärtet bei 96 Prozent der verdächtigen Fälle) mit höchster Verunsicherung der Menschen und einer Unmenge an nachfolgenden invasiven Untersuchungen sei die Strategie derzeit nur mit größter Vorsicht zu betrachten.

(apa)

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