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Ölteppich auf Nordsee: "Wird sehr schnell abgebaut"

Mehr als 200.000 Liter Öl sind bisher aus dem Leck an einer Shell-Plattform in die Nordsee gelaufen. Über die Folgen sprach Carlo van Bernem vom Institut für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht mit der Deutschen Presse-Agentur.

Wie ist die Menge einzuordnen?

Van Bernem: “Die Menge ist angesichts der Weite des Gebietes nicht besonders nennenswert. Es ist allerdings für einen Unfall an einer Bohrinsel doch einer der größten, die in den letzten Jahren passiert sind.”

 

Welche Folgen drohen für die Umwelt?

Van Bernem: “Das ist schwer messbar. Rohöl hat mehr als 10.000 unterschiedliche Einzelsubstanzen, die in unterschiedlicher Form auf bestimmte Organismen – ich nenne da vor allen Dingen Fischlarven, aber auch Planktonorganismen – schädlich sein können.”

 

Welche Tiere und Pflanzen leben rund 180 Kilometer vor der Küste?

Van Bernem: “Es sind natürlich Fischbestände in der Wassersäule und Planktonbestände, die betroffen sein können. Der Meeresboden ist dort offenbar sehr heterogen mit hoher biologischer Diversität. Es ist aber bei einem leichten Rohöl nicht mit dem lokal eng begrenzten Absinken größerer Ölmengen zu rechnen. Das Öl verdriftet sehr schnell und treibt wohl in einem Strömungskreisel in der mittleren Nordsee ohne weitere Küstenberührung.”

 

Ist das denn sicher, dass es sich um leichtes Rohöl handelt?

Van Bernem: “Meiner Erkenntnis nach ja. Es stehen aber noch exakte Nachrichten aus. Ich habe noch keine näheren Angeben zu der Zusammensetzung des Öls.”

 

Angeblich hat sich ein großer Teil des Öls schon abgebaut. Kann das stimmen und wird das Öl so ungefährlich?

Van Bernem: “Es kann durchaus stimmen. Das wird sogar stimmen, da in diesem Seegebiet der Nordsee der Seegang sehr stark ist. Außerdem haben wir sommerliche Temperaturen, der Abbau wird gefördert. Das Öl wird sehr schnell zerschlagen und auch sehr schnell abgebaut werden. Das heißt nicht, dass es von da an ungefährlicher ist. Denn viele Abbauprodukte des Öls sind toxischer als die Ausgangssubstanzen.”

 

Sind denn Seevögel bedroht, etwa dass ihr Gefieder verschmiert?

Van Bernem: “Das ist hier eigentlich eher nicht zu erwarten. Die schottische Küste ist zwar ein hochsensitiver Bereich für brütende Seevögel, aber die Entfernung ist recht groß. Und das leichte Rohöl bildet ja keine dicken Schichten auf der Oberfläche, die für tauchende Vögel wirklich gefährlich sein können.”

 

Wie sieht es mit langfristigen Folgen bei Speisefischen aus?

Van Bernem: “Bei Fischen haben wir das Problem, dass ausgewachsene Fische, die mit dem Öl in Kontakt kommen, nicht mehr verkaufbar sind. Das heißt, die Geschmacksbeeinträchtigung ist groß und das heißt auch, dass wirtschaftliche Schäden resultieren.”

 

Aber für Menschen gibt es keine Gefahren?

Van Bernem: “Nein, das kann man ausschließen. Da gibt es keine Gefahren.”

 

APA/DPA

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