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Ölpest - Absaug-Trichter über Bohrloch platziert

Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko hat der BP-Konzern einen Absaug-Trichter über die defekte Bohrleitung gestülpt. Ein Teil des seit Wochen ins Meer sprudelnden Öls konnte damit aufgefangen werden, wie BP-Manager Doug Suttles am Freitag dem US-Fernsehsender NBC sagte. Allerdings konnte das Leck nicht komplett abgedichtet werden: Unterwasser-Aufnahmen zeigten, dass aus der defekten Steigleitung weiterhin Öl an dem Trichter vorbei direkt ins Meer floss.
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Suttles erklärte dazu, es seien absichtlich Öffnungen gelassen worden, um eine Verstopfung des Trichters mit Eiskristallen zu verhindern. Diese vier Abzugslöcher sollten nach und nach geschlossen werden, um größere Mengen Öl an die Oberfläche pumpen und sicher entsorgen zu können.

Selbst wenn dies gelingen sollte, “wäre das nur eine vorübergehende Lösung”, warnte indes Thad Allen, Admiral der US-Küstenwache. Langfristig soll der Ölstrom durch zwei Ersatzbohrungen gestoppt werden, bis dahin werden aber noch zwei Monate vergehen. Insgesamt sollen seit dem Untergang der Bohrinsel “Deepwater Horizon” am 20. April schon 80 Millionen bis 174 Millionen Liter Öl ausgelaufen sein.

US-Präsident Barack Obama warf BP vor, unvorbereitet in die Katastrophe geschlittert zu sein. Der Konzern habe “die Konsequenzen seines Handelns nicht bedacht” und nach dem Unfall nicht schnell genug reagiert, sagte Obama dem Sender CNN. Der US-Präsident wollte am Freitag zum dritten Mal seit dem 20. April an die Golfküste fahren, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Wegen der Ölpest sagte er auch eine ab dem 13. Juni geplante Reise nach Indonesien und Australien ab.

Die US-Regierung präsentierte BP am Donnerstag eine erste Rechnung für die Hilfe staatlicher Stellen im Kampf gegen die Ölpest. Sie beläuft sich auf 69 Millionen US-Dollar (57,2 Mio. Euro). Obama hat angekündigt, er werde BP für alle Kosten in Zusammenhang mit der Ölpest heranziehen. Der Ölteppich reicht inzwischen bis vor die Küste von Florida.

Computersimulationen zufolge könnten Meeresströmungen das im Golf von Mexiko ausgetretene Öl an die US-Ostküste und sogar über den Atlantik und bis nach Europa treiben. Das Nationale Zentrum für Atmosphärenforschung der USA teilte am Donnerstag mit, das Öl könne über die Strömungen um Florida herum nach Norden bis Cape Hatteras in North Carolina gelangen. Anfang Juli könne das Öl die US-Ostküste erreicht haben.

Einschränkend hieß es, dies seien nur Computermodelle und keine konkreten Vorhersagen. Der Forscher Martin Visbeck von der Universität Kiel erklärte, wenn das Öl Europa erreichen sollte, dann wäre es wahrscheinlich nicht mehr dick genug, um noch Schaden anrichten zu können.

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