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Love & Mercy - Trailer und Kritik zum Film

Brian Wilson gilt als Comeback-Story der modernen Popmusik. Als kreativster Kopf unter den Beach Boys produzierte er ab den 60er-Jahren sämtliche Platten der Band im Alleingang, bevor er wegen Drogenmissbrauchs für fast 20 Jahre von der Bildfläche verschwand.

Am Freitag kommt nun das Biopic “Love & Mercy” ins Kino, das den Kampf Wilsons mit seinen psychischen Problemen auf die Leinwand bringt.

Love & Mercy  – Die Geschichte

Regisseur Bill Pohlad zeigt das musikalische Genie dabei abwechselnd in seinen frühen Zwanzigern, kurz bevor die Beach Boys das zeitlose Album “Pet Sounds” (1966) veröffentlichen und den gealterten, von Drogen und psychischen Krisen zerrütteten Wilson, der in den 80er-Jahren seine zweite Frau Melinda Ledbetter kennenlernt.

Pohlad, der als Produzent bereits bei Ausnahmewerken wie “Brokeback Mountain” oder “12 Years a Slave” mitwirkte, setzt bei seiner Darstellung von Wilsons Lebens- und Leidensweg mehrfach auf Kontraste. Der zweistündige Film wechselt jeweils zwischen den goldenen Jahren der jungen Aufsteigerband und der nüchternen Isolation, in der sich der gealterte Wilson, gespielt von John Cusack (“Being John Malkovich”, “High Fidelity”) befindet.

Das junge Musikgenie wird dabei vom schüchtern-charismatischen Paul Dano (“Little Miss Sunshine”) gespielt, der als von Stimmen Geplagter und als Opfer von häuslicher Gewalt durch den eigenen Vater durchgehend überzeugt. Zwischen Partys, Drogen, aufwendigen Studio-Sessions und Konflikten mit Band und Vater hin- und hergerissen, verkörpert Dano den leicht labilen und von inneren Stimmen verfolgten Wilson.

Love & Mercy – Die Kritik

Hingegen begleitet man mit Cusack einen rehabilitierten Musiker, dessen Leben in Scherben liegt. Sein Geist wurde durch Alkohol, Kokain und LSD stark in Mitleidenschaft gezogen und inzwischen hat sich Wilson in die Hände des umstrittenen Psychotherapeuten Eugene Landy (Paul Giamatti) begeben, der seinen gesamten Alltag kontrolliert. Während sich der junge Beach Boy immer weiter an die Spitze seiner geistigen und kreativen Grenzen treiben lässt, tastet sich der verstörte und von seinem Arzt eingeschüchterte 40-Jährige vorsichtig an seine neue Bekanntschaft Melinda, gespielt von Elizabeth Banks (“The Hunger Games”) heran.

Filmemacher Pohlad holte sich für die Musik von “Love & Mercy” mit Atticus Ross einen ehemaligen Produzenten der Nine Inch Nails ins Boot, der Wilsons Angstzustände und im Kopf aufklingende Stimmen schaurig inszeniert. Gerade noch hört man im Hintergrund die munteren Melodien von Songs wie “Wouldn’t It Be Nice” oder “God Only Knows”, bevor der Gesang komplett verzerrt wird und die hellen Töne in einer psychotischen Noise-Kakofonie zusammengepresst Wilson heimsuchen.

Das Biopic behandelt in Zeitsprüngen die Abwärtsspirale und den zweiten Frühling des psychisch instabilen Wilson ausführlich und legt dabei besonderen Augenmerk auf die problematische Beziehungen mit seinem Vater und mit Dr. Landy. Es kommt dabei weder zu verklärend noch gänzlich unverblümt daher, stattdessen gelingt es Pohlad, die Gratwanderung des Beach Boys-Masterminds zwischen Genie und Wahnsinn hautnah darzustellen.

(APA)

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