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"Lourdes" als filmischer Edelstein beim Filmfestival Venedig

Jessica Hausner, Lea Seydoux, Bruno Todeschini
Jessica Hausner, Lea Seydoux, Bruno Todeschini ©APA
"Lourdes" ist aus Österreich - und dominiert das ansonsten zu Beginn laue Filmfestival spielend und mit großem Abstand. Der heimische Wettbewerbsbeitrag heimste sogar Standing Ovations nach der Premiere ein.

Die erste Woche der 66. Internationalen Filmfestspiele in Venedig ist zumindest mit strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen zu Ende gegangen. Ansonsten hielten sich die Kommentatoren noch sehr zurück, ließen doch hohe Zäune, unzählige Kontrollen und lange Wartezeiten vor den Kinosälen anfangs wenig von einer entspannten Atmosphäre beim ältesten Filmfestival der Welt spüren. Ein bisher eher laues Wettbewerbsprogramm trug nicht gerade zur Stimmungsaufhellung bei. Zu den positiven Ausnahmen zählte aber immerhin der österreichische Film “Lourdes” von Jessica Hausner.

In Hausners Film begibt sich eine Frau im Rollstuhl, gespielt von Sylvie Testud, auf Pilgerreise nach Lourdes, wo sie plötzlich tatsächlich wieder gehen kann. Doch das “Wunder” löst nicht nur Freude bei den Mitreisenden aus. “Ich habe schon viele Festivals besucht, aber mir ist noch nie untergekommen, dass ein Publikum bei einem österreichischen Film so spontan Standing Ovations spendiert hätte”, meinte etwa Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) nach der Premiere am Samstagabend. Und die internationale Presse lobte ein “kühles Drama, das bewegt”.

Ob “Lourdes” Chancen auf einen Goldenen Löwen in der Lagunenstadt hat, wird sich zeigen. Die Konkurrenten hielten sich bisher zumindest nobel zurück: Der melancholische Eröffnungsfilm “Baaria” von Giuseppe Tornatore wurde von den Kritikern abgestraft, die gespannt erwartete Cormac-McCarthy-Verfilmung “The Road” von John Hillcoat begeisterte ästhetisch, blieb aber zu episodisch. Auch die weiteren US-Filme, u.a. von Werner Herzog oder Michael Moore, glänzten eher mit Stars wie Nicolas Cage oder Eva Mendes als mit Inhalten. Gut weg kamen dagegen noch die Johnny-To-Produktion “Yi ngoi” (Accident) von Cheang Pou-Soi sowie Claire Denis’ “White Material”.

Bis Sonntag waren fünf der sechs Filme mit österreichischer Beteiligung bereits gezeigt worden – mit insgesamt durchaus zwiespältigem Ergebnis. Lob erhielt Peter Schreiner am Donnerstag für seine Doku “Toto” in der Reihe “Orizzonti”, in der gleichen Kategorie stieß der koproduzierte Film “Pepperminta” der Schweizer Videokünstlerin Pipilotti Rist am Freitag auf wenig Begeisterung. Ebenfalls enttäuschend verlief die Präsentation von Patric Chihas “Domaine” am Freitag in der “Settimana della Critica”, und auch Sherry Hormanns Adaption der Waris-Dirie-Biografie “Wüstenblume” kam nicht sonderlich gut davon. Am Dienstag folgt noch der koproduzierte Film “Women Without Men” von Shirin Neshat, der für Deutschland im Wettbewerb läuft.

Die österreichische Filmbranche feierte ihren Auftritt am Samstag mit einem Brunch auf der Terrasse des Hotels Excelsior und durfte sich zumindest über das gute Abschneiden von “Lourdes” und “Toto” freuen. Beide Filme werden in Österreich bei der Viennale im Oktober zu sehen sein. In Venedig geht es unterdessen am Sonntagabend mit Steven Soderberghs “The Informant!” mit Matt Damon zwar außerhalb des Wettbewerbs, aber zumindest prominent weiter. Auch Tilda Swinton und Charlize Theron waren bereits am roten Teppich – und mit George Clooney wartet ohnehin noch das größte Zugpferd.

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