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Louisiana wartet auf "Gustav"

Banges Warten auf "Gustav": Fast zwei Millionen Menschen haben die Küste von Louisiana verlassen und harren in Hotels und Notunterkünften aus. In New Orleans fiel am Sonntagabend Regen auf die Straßen der geräumten Stadt, während erste Sturmböen die südöstliche Spitze des Staates erreichten.

Der Hurrikan sollte nach Mitternacht (Ortszeit) westlich von New Orleans auf Land treffen. Auf seinem Verwüstungszug durch die Karibik kostete “Gustav” bisher 95 Menschen das Leben.

Der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, lobte die Einwohner seiner Stadt, die alle Anweisungen der Behörden befolgt hätten. “Ich finde es toll, dass so viele Menschen sagen ‘Wir als Amerikaner müssen das dieses Mal richtig machen'”, sagte er. “Wir können es uns nicht leisten, das erneut zu vermasseln.” Polizeikommandeur Mike Edmondson schätzte, dass 90 Prozent der Einwohner der Küste von Louisiana ins Landesinnere flohen.

Die Evakuierung von insgesamt fast zwei Millionen Menschen war die größte Aktion dieser Art in dem US-Bundesstaat überhaupt. Tausende weitere Menschen brachten sich in den Nachbarstaaten Mississippi, Alabama und Texas in Sicherheit. Insgesamt wurden für einen Küstenstreifen von 800 Kilometern Länge Warnungen ausgegeben. “Katrina”, ein Hurrikan der höchsten Stufe fünf, hatte seinerzeit mehr als 1.600 Menschenleben gekostet.

Der Gouverneur von Louisiana, Bobby Jindal, wandte sich am Sonntagabend ein letztes Mal an die rund 100.000 Zurückgebliebenen entlang der Küste. “Wenn Sie sich noch nicht in Sicherheit gebracht haben, bitte tun Sie es. Sie haben immer noch einige Stunden”, sagte er.

Einige, die ursprünglich ausharren wollten, änderten in letzter Minute ihre Meinung. “Man ist hin- und hergerissen”, sagte der 46-jährige Jerry Williams, der einen der letzten Busse aus New Orleans erwischte. “Geht man und macht sich Sorgen um sein Haus oder bleibt man und sorgt sich um sein Leben?” Andere wollten trotz aller Mahnungen bleiben und erklärten, inzwischen seien alle Hotels belegt.

“Gustav” bewegte sich nach Angaben von Meteorologen schneller als erwartet auf die Küste zu. Um 20.00 Uhr am Sonntagabend (Ortszeit; 02.00 MESZ) befand sich sein Zentrum rund 280 Kilometer südöstlich der Mississippi-Mündung. Gemessen wurden Windböen mit einer Geschwindigkeit von 185 Kilometern pro Stunde.

Der Hurrikan wird wohl westlich von New Orleans auf Land treffen. In diesem Fall bekäme die Stadt zwar viel Regen ab, und auch Tornodos wären möglich, allerdings wäre die Brandung nicht so hoch wie bei einem direkten Auftreffen auf die Stadt. Wenn die Meteorologen Recht behalten, muss New Orleans mit Wellen von 1,80 Meter rechnen. Während des Hurrikans “Katrina” waren die Wellen 7,60 Meter hoch.

In Kuba, wo der Hurrikan am Sonntag auf Land traf, wurden rund 86.000 Häuser völlig zerstört und tausende weitere beschädigt. Berichte über Tote lagen nicht vor. Über dem Golf von Mexiko schwächte sich “Gustav” etwas ab, doch wurde damit gerechnet, dass er beim Auftreffen auf die US-Südstaaten am Montag abermals an Stärke gewinnen würde.

Auch die Politik blieb von “Gustav” nicht verschont. Die Republikaner kündigten eine Kürzungen ihres Nominierungsparteitags im US-Bundesstaat Minnesota an. Es würden nur die allernötigsten Programmpunkte abgehandelt, sagte der designierte Präsidentschaftskandidat John McCain. US-Präsident George W. Bush und sein Vize Dick Cheney sagten ihre geplanten Auftritte ab.

Betroffen von “Gustav” war auch die Erdölproduktion im Golf von Mexiko. Die Förderung von Öl wurde am Sonntag um 96 Prozent zurückgefahren, die von Erdgas um 82 Prozent. Die Kapazität der Raffinerien wurde um etwa 15 Prozent gesenkt.

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