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Louise Hires a Contract Killer

Total abgefahren! Diese nicht gerade fein ziselierte Formulierung kommt einem angesichts des Films "Louise Hires a Contract Killer" (ab Freitag im Kino) immer wieder in den Sinn. Das französische Regieduo Gustave Kervern und Benoit Delépine legt bei dieser tiefschwarzen Komödie einen bitterbösen und gleichzeitig staubtrockenen Humor an den Tag, der wirkt, als hätten Aki Kaurismäki und Quentin Tarantino an einer Theke im Lauf einer hochprozentigen Nacht gemeinsam ihre Fantasie spielen lassen.

Yolande Moreau, eben als malende Putzfrau “Seraphine” auch hierzulande gefeiert, prägt in ihrer unnachahmlichen, stoischen Art auch diesen bereits 2008 gedrehten Film, der wie ein aktueller Kommentar zur Wirtschaftskrise wirkt.

Entlassungen haben in Frankreich in den vergangenen Jahren immer wieder zur Geiselnahme der Chefs durch entrüstete Arbeiter geführt. In diesem Film beschließt die weibliche Belegschaft einer über Nacht geschlossenen Fabrik radikalere Maßnahmen. Die Frauen legen ihre mickrigen Abfindungen zusammen und nehmen im Plenum den Vorschlag der eigenbrötlerischen Louise an, mit dem gemeinsamen Geld doch keine Pizzeria aufzumachen, sondern ihren Chef abknallen zu lassen. Louise übernimmt es, den geeigneten Profikiller ausfindig zu machen. In Michel findet sie den idealen Mann dafür: “Kennedy – das war er! Aber man soll es nicht groß herumerzählen.”

Louise-Michel” lautet der Originaltitel des in Sundance und San Sebastian ausgezeichneten Films, eine Referenz an Louise Michel, die französische Anarchistin und Aktivistin der Pariser Kommune 1871. Dass die Analphabetin Louise keine Frau und Michel kein Mann ist und beide ihr wahres Geschlecht auf sozialen oder wirtschaftlichen Druck hin verleugnen mussten, ist eine der vielen Volten der an Schräg- und Blödheiten überbordenden Komödie.

Da Michel (tieftragisch und saukomisch: Bouli Lanners) zwar gerne mit Waffen spielt, aber alles andere als eine Killer-Natur ist, verfällt er auf eine ungewöhnliche Methode: Er lässt todkranke Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, den Job erledigen. Dumm nur, dass im Zeitalter der globalisierten Wirtschaft kaum mehr auszumachen ist, wo die wahren Schuldigen sitzen. Und so starten Louise und Michel einen Rachefeldzug des Proletariats, der sie aus der Picardie über Brüssel bis ins Steuerparadies Jersey führt. Da kommt es schließlich zum Blutbad am Swimmingpool und mit einigen überraschenden Wendungen doch noch zu einem Happy End.

Ihren neuen Film stellen die Regisseure in wenigen Tagen im Wettbewerb der Berlinale vor. Auch in “Mammuth” (diesmal spielt Yolande Moreau an der Seite von Isabelle Adjani und Gerard Depardieu) geht es um die Opfer eines unmenschlich gewordenen Wirtschaftssystems: Ein Schlachthof-Arbeiter erfährt anlässlich seiner Pensionierung, dass seine wechselnden Arbeitgeber nie Beiträge für ihn eingezahlt hatten.

Der Trailer:

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