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Lou Andreas-Salomé - Trailer und Kritik zum Film

Sie galt als Freigeist, Rebellin und Muse von Geistesgrößen wie Rainer Maria Rilke oder Friedrich Nietzsche: die Philosophin, Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salome.

In einem ästhetisch anspruchsvollen, zuweilen aber kitschigen Biopic geht die als Dokumentarfilmerin bekannte Regisseurin Cordula Kablitz-Post der Legende nun auf den Grund. In ihrem Spielfilmdebüt lässt Kablitz-Post die Femme fatale, die sich schon früh entschied, niemals zu heiraten oder Kinder zu kriegen, auf drei Zeitebenen zu Wort kommen.

Lou Andreas-Salomé – Die Handlung

Ausgehend vom Jahr 1933, in dem unter der Herrschaft der Nationalsozialisten die ersten Bücherverbrennungen stattfinden, blickt die zurückgezogen in Göttingen lebende Lou Andreas-Salome im Gespräch mit dem jungen Germanisten Ernst Pfeiffer (Matthias Lier) auf ihr bewegtes Leben zurück. Während die resolute, gesundheitlich angeschlagene 72-Jährige (Nicole Heesters) in einer Kiste mit alten Postkarten wühlt, tippt Pfeiffer auf seiner Schreibmaschine eifrig mit, um die Lebenserinnerungen für die Nachwelt zu bewahren.

Diese Postkarten sind es auch, die eine Kulissenwelt entstehen lassen, in der die junge Lou Salome in der statischen Szenerie als einzige bewegliche Protagonistin durch die Vergangenheit stürmt, die Nikolai Ritter in seinen Szenenbildern behutsam realisiert hat. Die dadurch entstehende (kurzzeitige) Zweidimensionalität versinnbildlicht trotz der Kitschgefahr, die dieses Verfahren in sich birgt, auch das starre Gesellschaftsbild, gegen das Lou bereits als junges Mädchen – als einzige Schwester von fünf Brüdern im Russland des 19. Jahrhunderts – rebelliert. Als 17-jährige wissenshungrige Schülerin strahlt Liv Lisa Fries bereits jene Aufmüpfigkeit bis hin zum Ungehorsam aus, die die erwachsene Lou durchs Leben begleiten wird.

Katharina Lorenz erhält als erwachsene Lou, die sich von ihrer strengen Mutter (Petra Morze) lossagt und in Zürich ein Studium der Religionswissenschaften und Philosophie beginnt, den meisten Raum. Ausgerechnet Lous Studieneifer zwingt sie nach einer erschöpfungsbedingten Erkrankung zu einem Kuraufenthalt in Rom, bei dem sie mit dem Philosophen Paul Ree (Philipp Hauß) in Kontakt kommt, der ihr auch seinen Kollegen Friedrich Nietzsche (Alexander Scheer) vorstellt. Beide Männer sind geblendet vom Geist der jungen Frau und wollen sie heiraten. Sie bleibt ihrem Schwur jedoch treu und entsagt sich der körperlichen Liebe, was schließlich zum Bruch mit Nietzsche führt und in einem Zusammenleben von Ree und Salome in Berlin führt. Doch auch diese Verbindung zerbricht, als Salome mit Friedrich Carl Andreas (Merab Ninidze) eine Scheinehe eingeht.

Das sexuelle Erwachen, das ersten Erfolgen als Schriftstellerin folgt, ist schließlich dem Werben des jungen Rainer Maria Rilke (Julius Feldmeier) zu verdanken, der neben der starken Frau jedoch psychisch zerbricht. Es folgen Jahre der Freizügigkeit, in der Salome jedoch nie in ernsthaftere Beziehungen einwilligt. Vielmehr lernt sie in Wien Sigmund Freud kennen und begibt sich bei ihm in die Lehre, bis sie ihren Meister selbst durch ihre Theorien beeinflusst.

Lou Andreas-Salomé – Die Kritik

Bei einem bewegten Leben wie dem der Lou Andreas-Salome bleiben viele Lebensabschnitte in 112 Minuten freilich außen vor. Zahlreiche Männerbekanntschaften mit weiteren Intellektuellen (etwa Frank Wedekind oder Gerhart Hauptmann) werden ausgelassen, die Ereignisse im Ersten Weltkrieg bleiben ebenso im Dunkeln wie die Inhalte ihrer Werke. Lässt man sich auf Spielereien wie die zum Leben erwachenden Postkartenmotive oder Gotteserscheinungen ein, bietet der Film überzeugende Einblicke in den erfolgreichen Kampf einer Frau um Individualität und Freiheit. Und schließlich bringt es Salome selbst auf den Punkt: “Seit wann enthüllen Biografien die ungeschönte Wahrheit?”

>> Alle Filmstartzeiten zu “Lou Andreas-Salomé”

(APA)

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