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Lorenz-Böhler-Krankenhaus will Notversorgung verbessern

Das Lorenz-Böhler-Krankenhaus in Wien.
Das Lorenz-Böhler-Krankenhaus in Wien.
Das Lorenz-Böhler-Krankenhaus will die Versorgung schwer verletzter Patienten verbessern und dazu die Kapazität des Schockraums erhöhen. Problem: Die Personalkosten.

Das Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus in Wien will die Versorgung schwer verletzter Patienten verbessern. Konkret soll die Kapazität des Schockraums, wo man die allerdringendsten Fälle erstbehandelt, erhöht werden, sagte der medizinische Leiter Thomas Hausner am Donnerstag vor Journalisten. Das Problem: Die Personalkosten würden deutlich steigen.

Derzeit liegt die Verfügbarkeit des “Emergency Room” bei durchschnittlich rund zwei Drittel, so Hausner. Die restliche Zeit ist der hoch technisierte Schockraum entweder durch einen Patienten belegt oder wegen mangelnden Personals gesperrt. Im Unfallkrankenhaus Meidling, das wie das UKH Lorenz Böhler von der AUVA betrieben wird, hatte man vor drei Jahren ähnliche Werte. Dann verbesserte sich das Verhältnis allerdings schlagartig.

Der Grund: Am Standort Meidling wurde ein neues Schockraumkonzept eingeführt. Eine eigene Mannschaft ist nur für die Akutversorgung zuständig, für die unmittelbare Behandlung danach – etwa Operationen – wird der Schwerverletzte sofort anderen Teams übergeben. Dadurch ist die Schockraum-Truppe so gut wie sofort für den nächsten Fall einsatzbereit, erklärte der ärztliche Leiter im UKH Meidling, Christian Fialka. Allein im ersten Halbjahr 2015 lag die Nicht-Verfügbarkeit jedes Monat – mit Ausnahme Mai – lediglich im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

AUVA überlegt Zusammenlegung von Spitälern und Reha-Zentren

“So etwas hätten wir auch gerne”, wünscht sich Hausner, verweist aber auf den “Kostendruck”. Denn um in Meidling dieses Pilotprojekt betreiben zu können, brauchte es zusätzlich 30 – teils hoch spezialisierte – Mitarbeiter. Das macht allein an Personalkosten 1,6 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich aus, rechnete Fialka vor. Er sieht in diesem Konzept der Schwerstverletzten-Versorgung allerdings die Zukunft, weshalb man mit Bund und Land diesbezüglich verhandeln müsse.

Abgesehen davon überlegt die AUVA schon länger, ihre Spitäler und Reha-Zentren im Raum Wien an einem Standort zusammenzulegen. Eine Machbarkeitsstudie, die bereits seit eineinhalb Jahren vorliegt, bewertet eine derartige Verschmelzung als wirtschaftlich und medizinisch sinnvoll. Eine Entscheidung war schon für das heurige Frühjahr angekündigt worden, sie ist aber noch immer nicht absehbar. Hausner argumentierte, dass derlei Schritte freilich mit dem städtischen Krankenanstaltenverbund bzw. der laufenden Wiener Spitalsreform, die ebenso Standortkonzentrationen beziehungsweise Schwerpunktkrankenhäuser vorsieht, abgestimmt werden müssten. Er rechnet aber mit baldigen “Weichenstellungen”. Derzeit gibt es neben dem Lorenz-Böhler-Krankenhaus und dem Standort Meidling ein ebenfalls dort angesiedeltes Reha-Zentrum sowie die Reha-Anstalt Weißer Hof in Klosterneuburg.

Dieser Tage feiert man übrigens im Lorenz-Böhler-Spital den Namensgeber. Böhler war nämlich erster ärztlicher Leiter im weltweit ersten Unfallkrankenhaus, das am 1. Dezember 1925 zunächst mit 52 Betten seinen Betrieb in der Webergasse in Brigittenau – dem heutigen Sitz der AUVA-Landesstelle – aufgenommen hatte. Damals war die Behandlung allerdings noch ein hartes Stück Arbeit für die Patienten. Diese mussten – etwa nach einem Wirbelbruch – mehrere Wochen lang sechs Stunden trainieren, Gipsmieder und schwere Säcke auf dem Kopf inklusive. “Wenn wir das heute machen würden, würden wir direkt in der Justizanstalt Josefstadt landen”, mutmaßte Hausner.

(APA, Red.)

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