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Lordi gewann Song Contest

Überraschungssieg für die Horror-Rocker: Die Heavy-Metal-Band Lordi hat Finnland den ersten Sieg im Eurovision Song Contest eingebracht. Finale   | Die Gewinner 

Beim größten Schlagerfestival der Welt am Samstag in Athen verwiesen die Musiker in ihren martialischen Kostümen am Samstagabend mit „Hard Rock Hallelujah“ die europäische Konkurrenz mit weitem Abstand auf die Plätze. Die Rocker setzten sich schon kurz nach Beginn der Punktvergabe aus den 38 Teilnehmerstaaten an die Spitze und kamen am Ende auf uneinholbare 292 Punkte.

Insgesamt standen im Finale noch 24 Kandidaten zur Wahl, die sich in einer der buntesten und streckenweise auch skurrilsten Shows in der 50-jährigen Geschichte des Grandprix präsentierten. Die Übertragung aus Athen wurde von mehr als 100 Millionen Fernsehzuschauern aus ganz Europa verfolgt.

Auf den zweiten Platz und 248 Punkte kam Russland mit dem 23-jährigen Dima Bilan, der in Jeans und T-Shirt den Popsong „Never Let You Go“ zum Besten gab und dabei auch eine weiß getünchte Dame ohne Unterleib aus dem Klavier steigen ließ. Dritter wurde die eher wehmütige Ballade „Lejla“ des 45-jährigen Sängers Hari Mata Hari aus Bosnien-Herzegowina, der von folkloristisch angehauchten Balkanklängen begleitet wurde.

Nicht ganz nach vorn schafften es dagegen die zuvor hoch favorisierten Griechenland und Schweden. Der griechische Megastar Anna Vissi kam in einem rund 20.000-Euro-Kleid von Jean Paul Gaultier mit dem Lied „Everything“ nur auf den neunten Platz. Und die Schwedin Carola, die den Grandprix 1991 mit „Fanged av en Stormwind“ gewonnen hatte, musste diesmal mit dem fünften Platz vorlieb nehmen. Vierter wurde Außenseiter Rumänien, und auf Rang Sechs kam Litauen mit der kabarettreifen Nummer „We Are The Winner (of Eurovision)“. Die für Deutschland angetretene Country-Band Texas Ligthning landete auf dem 15. Platz unmittelbar vor der Schweiz mit ihrem Ralph-Siegel-Song.

Schon optisch am auffälligsten war aber zweifellos die Siegerband Lordi, der Finnland zu verdanken hat, dass der Wettbewerb nächstes Jahr erstmals in Helsinki stattfinden kann: Leadsänger Mr. Lordi trat als gehörnter Herrscher der Unterwelt, Bassist Ox als skelettierte Mischung aus Mensch und Stier, Gitarrist Amen als Mumie, Schlagzeuger Kita als außerirdisches Monster und Keyboarderin Awa als einzige Frau der Band mit grünem Teint und Vampirzähnen auf. Das Lied selbst ist aber gar nicht ganz so hardrockig, wie sein Titel verheißt und durchaus eingängig.

„Wir sind keine Satanisten und keine Teufelsprediger. Das ist reine Unterhaltung“, versicherte Mr. Lordi auf der Pressekonferenz nach dem Erfolg in Athen. Zugleich sprach er von einem Sieg für die Rockmusik und zugleich für die Unvoreingenommenheit.

Die Finnen, die den Sieg von Lordi bei der nationalen Vorentscheidung noch ablehnend kommentiert hatten („Und so was soll nun unser Finnland vertreten? Eine Schande ist das!“), feierten in zahlreichen Lokalen, Clubs und Privatwohnungen den ersten Sieg beim Song Contest, an Feiern im Freien war bei strömendem Regen und Kälte nicht zu denken. „Lordi, Lordi, wie hast du das gemacht?“ fragte die Zeitung „Helsingin Sanomat“ am Sonntag immer noch ungläubig und konfrontierte die Leser mit der bisher landesüblichen Kette von „Demütigungen, Frustrationen und null Punkten“ bei 50 vorausgegangenen Schlagerfestivals der Eurovision: „Eigentlich gilt, dass erst intelligente Wesen auf dem Mars entdeckt werden müssen, ehe Finnland beim Contest gewinnt.“

Auch Finnlands Politik hat sich offenbar vom kollektiven Freudentaumel der Nation anstecken lassen. „Herzlichen Glückwunsch, Lordi! Dies ist ein hervorragendes Beispiel für die Möglichkeiten des internationalen Erfolgs finnischer Musik“, ließ Kulturministerin Tanja Karpela ihrer Wertschätzung freien Lauf. Und selbst die finnische Staatspräsidentin Tarja Halonen schickte unmittelbar nach dem Feststehen des Sieges eine Glückwunschbotschaft nach Athen.

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