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London zieht bis Ende Mai Truppen aus dem Irak ab

Großbritannien will seine im Irak stationierten Soldaten bis Ende Mai 2009 abziehen. Der Militäreinsatz werde spätestens dann beendet sein, sagte Premierminister Gordon Brown auf einer Pressekonferenz mit seinem irakischen Kollegen Nuri al-Maliki am Mittwoch in Bagdad.

Details zu dem Truppenabzug wolle er am (morgigen) Donnerstag vor dem Parlament bekanntgeben, sagte Brown, dessen Besuch im Irak nicht angekündigt worden war. Bei einem Doppelanschlag in Bagdad wurden unterdessen mindestens 18 Menschen getötet.

“Die Rolle, welche die britischen Streitkräfte gespielt haben, nähert sich ihrem Abschluss”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung Browns und Malikis. “Diese Truppen werden ihre Aufgaben in der ersten Jahreshälfte 2009 erfüllt haben und den Irak dann verlassen.”

Am Dienstag hatte das irakische Kabinett einen Gesetzentwurf gebilligt, der den Abzug der ausländischen Truppen mit Ausnahme der US-Streitkräfte bis Ende Juli 2009 vorsieht. Die Soldaten sollen demnach vom 1. Jänner an binnen fünf bis sieben Monaten abziehen. Die Abgeordneten müssen dem Plan noch zustimmen. Für die US-Streitkräfte gilt ein eigener Rückzugsplan, den das zwischen Washington und Bagdad ausgehandelte Sicherheitsabkommen regelt und wonach die US-Soldaten das Land bis Ende 2011 verlassen sollen. Das derzeitige UNO-Mandat für ausländische Truppen läuft zum Ende Dezember aus.

Bei dem Doppelanschlag im Osten Bagdads wurden nach Polizeiangaben mindestens 18 Menschen getötet und 52 weitere verletzt. In der Früh detonierte zunächst eine Autobombe, wenige Augenblicke später explodierte in der Nähe ein am Straßenrand versteckter Sprengsatz. Ziel des Anschlags waren Verkehrspolizisten.

Aus britischen Regierungskreisen verlautete, Brown werde sich am Donnerstag vor dem Parlament in London zu den Abzugsplänen äußern. Die BBC und die “Times” berichteten unter Berufung auf ranghohe Kreise im britischen Verteidigungsministerium, der Truppenabzug solle im März und damit sechs Jahre nach dem Einmarsch beginnen, wenn die für Ende Jänner geplanten Provinzwahlen im Irak friedlich verliefen.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, abhängig von der Lage vor Ort und der Einschätzung der Militärberater solle der Abzug aus dem Irak “in den ersten Monaten kommenden Jahres” beginnen, wenn die Hauptaufgaben in Basra abgeschlossen seien. Ursprünglich hatten die Briten bereits Anfang dieses Jahres ihre Truppenstärke im Irak auf rund 2500 Soldaten zurückfahren wollen. Wegen der Kämpfe zwischen radikalen Schiiten und irakischen Sicherheitskräften rund um Basra wurde dies jedoch nicht in die Tat umgesetzt.

Seit langem wird darüber spekuliert, dass die Briten nach einem Rückzug aus dem Irak ihr Engagement in Afghanistan verstärken werden. Derzeit sind etwa 8.000 Soldaten aus Großbritannien am Hindukusch stationiert. Zuletzt war davon die Rede, dass London zusätzlich bis zu 3.000 Mann nach Afghanistan schicken könnte, auch um auf eine absehbare entsprechende Bitte des künftigen US-Präsidenten Barack Obama zu reagieren. Hochrangige britische Militärs hatten allerdings vor einem zu hohen Tempo bei der Aufstockung gewarnt. Die Armee klagt immer wieder über mangelnde Ausrüstung.

Die Zahl der am britischen Einsatz im Irak beteiligten Soldaten hatte zum Zeitpunkt des Einmarschs im März und April 2003 mit 46.000 ihren Höhepunkt. 178 britische Soldaten starben seither im Irak. Der Einsatz kostete Großbritannien bis zum Ende des Finanzjahrs 2006/2007 rund fünf Milliarden Pfund Sterling (rund 5,6 Milliarden Euro). Für den Wiederaufbau des Landes hat London seit 2003 rund 744 Millionen Pfund zugesagt.

Der Einsatz im Irak hatte die britische Öffentlichkeit gespalten. Der damalige Premierminister Tony Blair war ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, weil er US-Präsident George W. Bush in den umstrittenen Krieg gefolgt war.

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