London macht im Fall Litvinenko Druck
Das Londoner Außenministerium bestellte zuvor schon den Moskauer Botschafter ein, um die Forderung auf Kooperation zu bekräftigen. Lugowoi wird des Giftmords am Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko in London beschuldigt.
Der Auslieferungsantrag werde der russischen Regierung über die britische Botschaft in Moskau übermittelt, kündigte ein Sprecher des Londoner Außenministeriums an. Moskau hat bereits erklärt, seine Gesetze schlössen eine Auslieferung russischer Staatsbürger aus. Äußerungen des stellvertretenden Regierungschefs Sergej Iwanow vom Mittwoch schienen diese Haltung zu bekräftigen. Die Generalstaatsanwaltschaft hat angedeutet, dass Lugowoi möglicherweise in Russland vor Gericht gestellt werden könnte.
Großbritannien habe bis Mittwoch keine offizielle Antwort aus Moskau erhalten, erklärte ein Sprecher von Premierminister Tony Blair. Eine Weigerung, Lugowoi zu überstellen, könnte die Beziehungen beider Länder belasten, warnte er. Iwanow sagte hingegen vor Journalisten, er sehe keinen großen Zusammenhang zwischen dem Fall Litwinenko und der Entwicklung der zwischenstaatlichen Beziehungen. Der russische Abgeordnete Alexej Mitrofanow forderte Lugowoi nach einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA-Nowosti auf, sich den britischen Behörden zu stellen und seine Unschuld zu beweisen, um den Druck auf die Regierung zu nehmen.
Lugowoi selbst beteuerte nach der Anklageerhebung am Dienstag erneut seine Unschuld. Er habe nichts mit dem Tod Litwinenkos zu tun, sagte er laut russischen Medienberichten. Er bezeichnete die Anklage gegen sich als politisch motiviert. Der Exspion Litwinenko starb am 23. November vergangenen Jahres in London an einer Vergiftung mit der radioaktiven Substanz Polonium. Kurz vor seiner Erkrankung traf der 43-Jährige in einer Bar mit Lugowoi zusammen, der früher ebenfalls ein Agent war.
Auf dem Sterbebett machte Litvinenko den russischen Präsidenten Wladimir Putin für seinen Tod verantwortlich. Der Kreml hat dies zurückgewiesen. Der im britischen Exil lebende Kreml-Kritiker Boris Beresowski, der der russischen Regierung eine Verwicklung in den Giftmord vorwirft, äußerte unterdessen die Vermutung, dass Lugowoi ebenfalls in den nächsten zwei oder drei Jahren einem Anschlag zum Opfer fallen werde. Lugowoi lebe als Zeuge von Putins Verbrechen äußerst gefährlich, sagte Beresowski im AP-Interview.
Beim Filmfestival von Cannes soll ein Dokumentarfilm über Litwinenko vorgestellt werden. Die Weltpremiere solle in dieser Woche erfolgen, kündigten die Organisatoren am Mittwoch an.