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London: Großbritannien erhöht Druck auf den Iran

Rund zwei Monate vor einem entscheidenden Treffen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO/IAEA) zur Atompolitik des Iran hat Großbritannien in Abstimmung mit Deutschland und Frankreich den Druck auf Teheran erhöht.

Laut der britischen Zeitung „Times“ vom Donnerstag setzte London Teheran eine Frist bis zur IAEO-Konferenz im November, um alle Aktivitäten zum Bau einer Atombombe aufzugeben.

Die Zeitung berief sich auf einen ranghohen britischen Beamten, der das IAEO-Treffen als „Augenblick der Entscheidung“ bezeichnete. Sollte Teheran seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, werde die Angelegenheit dem UNO-Sicherheitsrat vorgelegt, sagte ein weiterer britischer Vertreter dem „Guardian“.

Die Auseinandersetzung um das umstrittene Atomprogramm des Iran könne nicht „ewig“ weitergehen, zitierte der „Guardian“ den Beamten. Die Zeitung wertete diese Äußerung als Zeichen für das Scheitern der seit mehr als einem Jahr erfolglos geführten Verhandlungen Großbritanniens, Deutschlands und Frankreichs mit dem Iran. Die gemeinsame Position hätten die Außenminister der drei Länder am vergangegen Wochenende in den Niederlanden untereinander abgestimmt. Ab Montag will die IAEO in Wien über ihr weiteres Vorgehen beraten.

Ein Diplomat bei der IAEO sagte, dass die EU-Verhandlungspartner den Äußerungen aus London zufolge ein Ende ihrer Geduld signalisiert hätten, deute auf eine Annäherung an die Position Washingtons hin. Die USA werfen dem Iran offen vor, unter dem Deckmantel eines angeblich zivilen Atomprogramms den Bau einer Atombombe voranzutreiben. Sie wollen die UNO zu Sanktionen bewegen, die EU-Troika sprach sich dagegen bisher gegen ein Ultimatum aus. Derzeit beraten Vertreter aus den USA und den drei europäischen Ländern über den Entwurf einer Resolution, die dem IAEO-Gouverneursrat unterbreitet werden soll. Der Iran bestätigte am Mittwoch neue Gespräche über Urananreicherung mit den Europäern.

Ungeachtet der politischen Spannungen kauft der Iran nach Angaben westlicher Geheimdienstvertreter weiterhin im Ausland Teile für Zentrifungen zur Urananreicherung. Unternehmen in ganz Europa seien verwickelt, sagte ein Geheimdienstler. Namentlich nannte er Russland. Aber auch nach China seien iranische Atomexperten gereist. Das Material stamme nicht nur aus Pakistan, das den internationalen Atom-Schwarzmarkt dominiert. Der pakistanische Atomwissenschaftler Abdul Qadeer Khan hatte im Februar eingestanden, geheimes Nuklearwissen an andere Länder wie Iran und Libyen weitergegeben zu haben.

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