Lokführer-Streik legt deutschen Bahnverkehr lahm

Der Ausstand hat am Mittwochabend um 22.00 Uhr begonnen und dauert bis Donnerstag, 18.00 Uhr. Die Deutsche Bahn erstellte einen Notfahrplan, sie geht davon aus, dass am Donnerstag "weniger als 20 Prozent der ICE- und IC-Züge" sowie kaum Regionalzüge fahren. Betroffen sind auch Züge der ÖBB.
Ausfall von Nachtzügen
Ein Sprecher der Deutschen Bahn bestätigte am späten Mittwochabend, dass der Warnstreik im Gange sei. Im Vorfeld riet das Unternehmen Fahrgästen, nicht notwendige Reisen zu verschieben und verwies auf seiner Internetseite auf Kulanzregeln zur Nutzung gebuchter Tickets. Bei den ÖBB fallen laut oebb.at neun Nachtzüge aus. Weitere neun Nachtzüge und mehrere Fernverkehrszüge von und nach Deutschland werden kurzgeführt.
Der innerösterreichische Tagverkehr zwischen Salzburg und Tirol über das Deutsche Eck ist nicht betroffen, baustellenbedingt gibt es jedoch Umleitungen und Züge, die im Schienenersatzverkehr fahren. Nicht vom Streik betroffen sind auch die Westbahn-Züge zwischen München und Wien.
"Entweder man streikt oder man verhandelt"
Es ist der erste Arbeitskampf im laufenden Tarifstreit zwischen der Bahn und der GDL. Die Gewerkschaft hatte den Warnstreik überraschend am Dienstag angekündigt, nur wenige Tage nach der ersten Verhandlungsrunde zwischen beiden Seiten in Berlin. Bei den Gesprächen vergangene Woche hatten sich die Tarifparteien zunächst auf einen Verhandlungsfahrplan mit wöchentlichen Treffen geeinigt.
Die nächste Verhandlungsrunde war für diesen Donnerstag und Freitag angesetzt. Nach der Warnstreikankündigung hatte die Bahn das Gespräch aber abgesagt. "Entweder man streikt, oder man verhandelt. Beides gleichzeitig geht nicht", sagte Personalvorstand Martin Seiler. "Wer diese Verabredungen in dieser Gestalt bricht und kurzfristig zu Streiks aufruft und die Reisenden damit in Haftung nimmt, der kann nicht erwarten, dass wir weiter am Verhandlungstisch sitzen."
555 Euro mehr pro Monat
GDL-Chef Claus Weselsky betonte, dass Warnstreiks während laufender Verhandlungen nicht unüblich seien. "Das ist ein völlig normaler Vorgang im Tarifgeschäft, wenn die Arbeitnehmer feststellen müssen, dass die andere Seite Nachhilfe benötigt." Gleichzeitig kündigte die GDL an, trotz der Bahn-Absage am Donnerstag am Verhandlungsort erscheinen zu wollen. Der Gewerkschaftsvorsitzende wird aber nicht dabei sein. Er wird auf einer Kundgebung in Schwerin erwartet.
Weselsky hatte den Warnstreik mit der Verweigerungshaltung der Deutschen Bahn bei einer der Kernforderungen der Gewerkschaft begründet. Sie fordert unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Als Knackpunkt gilt aber die Forderung der GDL nach einer Arbeitszeitverkürzung von 38 auf 35 Wochenstunden für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn weist das als unerfüllbar zurück.
In der ersten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber unter anderem elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten sowie die von der GDL geforderte Inflationsausgleichprämie angeboten. Die Gewerkschaft hatte das Angebot zurückgewiesen.
(APA)