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Großrazzia gegen Jihadisten in Wien, Linz und Graz: 900 Beamte im Einsatz

Großrazzia gegen Jihadisten in Wien, Linz und Graz.
Großrazzia gegen Jihadisten in Wien, Linz und Graz. ©APA/Symbolbild
13 Festnahmen und zahlreiche Hausdurchsuchungen sind am Freitag im Rahmen einer Großrazzia in Wien, Graz und Linz gegen mutmaßliche Jihadisten vorgenommen worden. An der Aktion sollen rund 900 Polizeibeamte beteiligt gewesen sein. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach von einem der "größten Einsätze in der Geschichte des österreichischen Staatsschutzes".
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Als Hauptverdächtiger gilt ein in Wien festgenommener serbischer Staatsbürger und mutmaßlicher Hassprediger. Laut bosnischen Medienberichten handelt es sich dabei um Mirsad O., der in der serbischen Kleinstadt Tutin im Sandschak geboren worden sei, jedoch später der Wahhabiten-Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina angehört habe. Von der Staatsanwaltschaft Graz gab es auf Anfrage der APA am Freitag keine Bestätigung für die Identität der Festgenommenen.

Propagandamaterial sichergestellt

Die überregionale Polizeiaktion begann in den frühen Morgenstunden. Laut Staatsanwaltschaft Graz, unter deren Federführung die Polizeioperation lief, wurden 16 Personen in der Steiermark, Wien und Oberösterreich zur Einvernahme vorgeführt. Bei den Hausdurchsuchungen seien unter anderem terroristisches Propagandamaterial, elektronische Datenträger, Bargeld und ein Schlagring beschlagnahmt worden. In dem Ermittlungsverfahren gehe es um den Verdacht der Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen “im Zusammenhang mit der Rekrutierung junger Menschen für den syrischen Bürgerkrieg”.

Dringender Tatverdacht

Grundlage für das Einschreiten der Polizei waren laut einer internen Mitarbeiterinformation des Innenministeriums Ermittlungsergebnisse des Verfassungsschutzes. Demnach habe sich der dringende Verdacht gegen mehrere Personen erhärtet, dass sie junge Muslime radikalisieren, für die Teilnahme an terroristischen Kampfhandlungen in Syrien anwerben und in das Kriegsgebiet entsenden.

“Bemerkenswerter Erfolg”

Mikl-Leitner betonte in einer Stellungnahme zu dem Polizeieinsatz gegenüber der APA, “dass wir bis zum jetzigen Zeitpunkt von einem bemerkenswerten Erfolg sprechen können”. Im “Ö1-Mittagsjournal” sagte die Innenministerin, die Ermittlungsarbeiten im Vorfeld der Großrazzia hätten “über ein Jahr” gedauert. Mikl-Leitner sprach von einem “Großschlag gegen die Jihadisten”.

Wer ist verdächtig?

Der “Standard” (Online) schrieb am Freitag, der Einsatz habe sich vor allem gegen zwei Personen gerichtet: einen Bosnier, “einen Prediger in der steirischen Landeshauptstadt”, und den unter dem Namen Ebu Tejma auftretenden Mirsad O. Der Hauptverdächtige in Graz soll demnach bereits einmal kurzfristig festgenommen, aber wieder entlassen worden sein.

Ebu Tejma “predigte in der Altun-Alem-Moschee in Wien-Leopoldstadt, die seit langem als Treffpunkt Radikaler gilt und unter Beobachtung der Staatsschützer stand”, wie der “Standard” schreibt. Vor Gericht hatte sich der Prediger medienrechtlich gegen den Vorwurf gewehrt, er habe die beiden minderjährigen Mädchen angeworben, die in Syrien vermutet werden.

Ein “geistiger Brandstifter”

Claudia Dantschke, Islamismus-Forscherin in Berlin, nannte Ebu Tejma gegenüber der “Presse” (Online) den “geistigen Brandstifter, der Jugendlichen die religiöse Legitimation gegeben hat, nach Syrien zu gehen”. Der Prediger gehöre “zur militanten Kameradschaftsszene, steht für das Phänomen des Pop-Jihadismus. Und er hat durchaus eine Relevanz im deutschsprachigen Raum.” Zudem habe er “Verbindungen nach Ex-Jugoslawien – er selbst hat ja einen serbisch-bosnischen Hintergrund. Da ist er sicher ein Dreh- und Angelpunkt.”

 

(APA)

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