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LIVE-Blog Ukraine am Freitag: Brand in AKW Saporischschja

Ein Geigenzähler misst die Radioaktivität vor dem ehemaligen Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine.
Ein Geigenzähler misst die Radioaktivität vor dem ehemaligen Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. ©APA/HELMUT FOHRINGER
In der Nacht auf Freitag kam es durch den russischen Beschuss zu einem Brand im ukrainischen AKW Saporischschja, dem größten Atomkraftwerk Europas. Das Feuer wurde gelöscht. Vienna.at berichtet im Live-Blog.

AKW-Leitung und Behörden berichteten von einem Feuer in einem Schulungsgebäude. In den Morgenstunden vermeldeten der ukrainische Katastrophenschutz und das Innenministerium, dass der Brand gelöscht sei. Die Strahlungssicherheit des Kernkraftwerks sei gewährleistet, sagte der Direktor der Anlage laut Medienberichten.

LIVE-Blog am Freitag: Brand in AKW Saporischschja nach Beschuss

Es habe dabei keine Toten oder Verletzten gegeben, teilte das ukrainische Innenministerium am Freitagmorgen auf Twitter mit. Gebrannt habe ein Trainingskomplex. Der ukrainische Zivilschutz teilte mit, bei den Löscharbeiten seien 44 Rettungskräfte im Einsatz gewesen.

Atomenergie-Agentur sprach von erhöhter Radioaktivität um AKW

Die Internationale Atomenergie-Agentur (IAEA) erklärte, nach Angaben der ukrainischen Nuklearaufsicht sei in der Umgebung des Kraftwerks keine erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Die Behörde forderte ein Ende jeglicher Kampfhandlungen rund um das Atomkraftwerk und warnte vor "ernster Gefahr", sollten Reaktoren getroffen werden. IAEA-Chef Rafael Grossi habe darüber mit dem ukrainischen Premier Denis Schmyhal gesprochen. Grossi habe appelliert, die Kämpfe einzustellen.

Gewessler: Keine Gefahr durch den AKW-Brand in Österreich

Für Österreich bestehe keine Gefahr durch den Brand, teilte das Klimaschutzministerium in der Nacht auf Freitag mit. Man habe "keine Meldungen über Schäden in wesentlichen Anlageteilen" erhalten. Es gebe "keine Freisetzung radioaktiver Stoffe und damit auch keine Auswirkungen außerhalb der Anlage". Derzeit sei von den sechs Reaktoren der Anlage nur Block 4 in Betrieb. Block 2 und 3 seien in der Nacht wegen des Angriffs heruntergefahren worden, die anderen drei Blöcke wegen Wartungsarbeiten nicht in Betrieb.

Wolodymyr Selenskyj war Russland "Nuklear-Terror" vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland "Nuklear-Terror" vor. Kein anderes Land der Welt habe jemals Atomanlagen beschossen, sagte Selenskyj in einer in der Nacht auf Freitag veröffentlichten Videobotschaft. "Der Terroristen-Staat verlegt sich jetzt auf Nuklear-Terror." Offenbar wolle Russland die Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 "wiederholen".

US-Präsident forderte von Russland militärische Aktivitäten zu beenden

US-Präsident Joe Biden forderte seinerseits Russland auf, seine militärischen Aktivitäten in dem Gebiet um das Kernkraftwerk Saporischschja einzustellen. In einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj habe Biden sich "über den aktuellen Stand des Brandes" in der Atomanlage erkundigt, teilte das Weiße Haus am Donnerstagabend (Ortszeit) mit. Die russische Armee müsse Feuerwehrleuten und Rettungskräften den Zugang zu dem Gelände ermöglichen, so Biden.

Putin gefährde mit "rücksichtslosen Aktionen" ganz Europa

Durch die Kämpfe nahe des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja gefährdet der russische Präsident Wladimir Putin nach Meinung des britischen Premierministers Boris Johnson ganz Europa. Die "rücksichtslosen Aktionen" von Putin "könnten nun die Sicherheit ganz Europas direkt gefährden", sagte Johnson am frühen Freitagmorgen bei einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj. Johnson erklärte laut einer Mitteilung seines Amtssitzes, dass er "in den kommenden Stunden" eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates zur Lage in dem Atomkraftwerk erreichen wolle.

US-Energieministerin Jennifer Granholm betonte unterdessen, die Reaktoren des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja würden sicher heruntergefahren. "Es gibt keine erhöhten Strahlenwerte in der Nähe der Anlage", schrieb Granholm auf Twitter. Die Reaktoren seien durch eine robuste Schutzhülle gesichert.

Ukrainischer Energieminister forderte Eingreifen der NATO

Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko forderte angesichts von Berichten über ein Feuer in der Anlage des Atomkraftwerks ein Eingreifen der NATO. "Deshalb fordern wir nicht nur eine professionelle Einschätzung der Geschehnisse, sondern ein echtes Eingreifen mit den härtesten Maßnahmen, auch durch die NATO und die Länder, die Atomwaffen besitzen", schrieb Haluschtschenko in der Nacht auf Freitag auf Facebook.

Kuleba: "Die Russen müssen SOFORT das Feuer einstellen"

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba forderte ein umgehendes Ende des Beschusses. "Die Russen müssen SOFORT das Feuer einstellen, die Feuerwehr passieren lassen, eine Sicherheitszone einrichten", betonte er in der Nacht auf Freitag auf Twitter. "Falls es explodiert, wird es zehnmal größer sein als Tschernobyl!", warnte Kuleba.

Nuklearexperten: Explosion im Atomkraftwerk unwahrscheinlich

Nuklearexperten hielten in ersten Einschätzungen allerdings eine Explosion wie im Atomkraftwerk Tschernobyl 1986 für unwahrscheinlich. "Keiner der Reaktoren in Saporischschja dürfte explodieren wie Tschernobyl es tat", schrieb die US-Nuklearwaffenexpertin Cheryl Rofer auf Twitter.

Der Nuklearexperte James Acton vom US-Thinktank Carnegie Endowment for International Peace sah in einer ersten Analyse vor allem das Risiko einer Kernschmelze, falls das radioaktive Material nicht weiterhin durchgehend gekühlt wird. Ein Feuer könne die Verbindung zum Stromnetz bzw. zu Notstromaggregaten zerstören und dadurch die Kühlung stoppen, schrieb der britische Physiker auf Twitter. In diesem Fall könnte es zu einer Kernschmelze kommen, wie es 2011 im japanischen Akw Fukushima 2 nach einem Tsunami geschah, erinnerte Acton.

AKW Saporischschja ist größtes Atomkraftwerk Europas

Die Anlage von Saporischschja ist das größte Atomkraftwerk Europas und verfügt über sechs Reaktoren. Der älteste Reaktor ging 1984 in Betrieb. Am Donnerstag hatte die ukrainische Regierung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA gemeldet, russische Infanteristen befänden sich nahe der Stadt Enerhodar wenige Kilometer vom Akw Saporischschja entfernt. IAEA-Chef Grossi hatte daraufhin einen sofortigen Stopp jeglicher Kampfhandlungen in dem Gebiet gefordert.

(APA/Red)

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