Mitglieder der britischen Regierung warnten am Sonntag indirekt vor einer Belastung der bilateralen Beziehungen. Unterhaus- Abgeordnete forderten eine Debatte über eine Verwicklung des russischen Geheimdienstes.
Das Verhältnis zu Russland sei nach dem mutmaßlichen Mordanschlag komplizierter geworden, räumte das Kabinettsmitglied Peter Hain ein, der als Vertrauter von Premierminister Blair gilt. Innenminister Reid sagte auf Reporterfragen nach der Rolle ausländischer Agenten bei dem Giftanschlag, es sei Aufgabe von Scotland Yard, dies zu klären. Bislang gebe es keinen eindeutigen Mordbeweis. Allerdings werde nicht mehr nur wegen eines ungeklärten, sondern inzwischen wegen eines verdächtigen Todesfalls ermittelt.
BBC berichtete, britische Ermittler hofften, möglichst bald nach Moskau reisen zu können. Russische Behörden hätten Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert. In Moskau gab es dafür keine Bestätigung. Nach Angaben der Zeitung The Times haben britische Geheimdienstler deutliche Zeichen eines staatlich geförderten Attentats ausgemacht.
Der russische Regimekritiker Andrej Nekrasow, der am Sterbebett Litwinenkos ausgeharrt hatte, glaubt nach eigenen Worten nicht an einen Mordbefehl durch Putin. Der Giftanschlag mit der radioaktiven Substanz Polonium 210, dem Litwinenko am Donnerstagabend erlegen war, sei das Werk eines außer Kontrolle geratenen und extrem nationalistischen Geheimdienstes, sagte Nekrasow in einem dpa- Gespräch in London.
Demgegenüber glaubt der Ex-Chef des deutschen Bundesnachrichtendienstes Hellenbroich (69) nicht, dass der russische Geheimdienst hinter dem Anschlag steckt. Die Art, wie Litwinenko mit dem Strahlungsgift umgebracht worden sei, ist ungewöhnlich auffällig und passt in keiner Weise zu einem professionellen Geheimdienst, sagte er der Bild am Sonntag. Mir scheint, da ist etwas bewusst inszeniert worden.