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Literaturnobelpreis 2014 an Patrick Modiano

Literaturnobelpreis geht an Franzosen Patrick Modiano
Literaturnobelpreis geht an Franzosen Patrick Modiano ©AP
Der Franzose Patrick Modiano (69) erhält den Literaturnobelpreis 2014. Diese überraschende Entscheidung gab die Königlich-Schwedische Akademie heute, Donnerstag, in Stockholm bekannt.

Modiano hatte 2012 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur erhalten.

Die mit acht Millionen Kronen (876.000 Euro) dotierte Auszeichnung ging im Vorjahr an die Kanadierin Alice Munro. Offiziell überreicht werden die Nobelpreise in Stockholm am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.

Überraschung auch für Modiano selbst

Die schwedische Nobel-Jury hat den diesjährigen Literaturnobelpreisträger Patrick Modiano (69) vorab nicht erreicht. “Wir konnten noch keine Verbindung zu ihm herstellen, aber wir hoffen, ihn bald zu erreichen”, sagte der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Peter Englund, am Donnerstag nach der Verkündung in Stockholm.

Der Franzose schreibe “sehr elegante Bücher, aber sie sind nicht schwierig zu lesen”. Modiano beherrsche die Kunst der Erinnerung, mit der er die unbegreiflichsten menschlichen Schicksale wachgerufen habe.

“Besondere Auszeichnung”

Patrick Modianos deutscher Verleger dagegen hat mit dem Literaturnobelpreis für den Franzosen durchaus gerechnet. In den vergangenen zwei Wochen sei Modiano ein heißer Kandidat gewesen, sagte Hanser-Verleger Jo Lendle auf der Frankfurter Buchmesse.

Deutsche Ausgabe wird vorgezogen

“Es ist für jeden Verlag eine besondere Auszeichnung”, meinte Lendle zum Nobelpreis weiter. Er kündigte zugleich an, dass die Auslieferung der deutschen Übersetzung von Modianos neuem Roman vorgezogen und bereits in den kommenden Tagen auf den deutschen Markt kommen werde. Bei Hanser erschienen zuletzt die Romane “Place de l’ Etoile” (2010), “Im Café der verlorenen Jugend” (2012) und “Der Horizont” (2013). In Frankreich erschien heuer “Pour que tu ne perdes pas dans le quartier”.

“Verbindet scheinbar Unvereinbares”

Literaturkritiker Denis Scheck hat sich begeistert von der Entscheidung für Patrick Modiano gezeigt. “Man darf dem Komitee zu dieser klugen Wahl Glückwunsch sagen”, sagte Scheck der Nachrichtenagentur dpa auf der Frankfurter Buchmesse. “Der Preis geht an einen Autor, der in seinem Werk scheinbar Unvereinbares miteinander verbindet, der ein gleichermaßen souveräner Artist und besessener Archivist ist.”

Modianos Werk führe oft ins Paris der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs. “Es ist im Grunde eine einzige große Beschwörung.” In vielen Büchern versuche der französische Autor, “den ermordeten Juden einen Platz in der Gegenwart einzuräumen”.

In Deutschland sei Modianos Werk zwar präsent, “aber es hat noch nicht die notwendigen Leser”, sagte Scheck. “Doch das wird sich jetzt ändern.” (red/APA/dpa)

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