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Liste über Anschlagsziele

Die in München verhafteten Neonazis hatten eine ganze Reihe von möglichen Zielen für Anschläge im Blick. Bayerns Innen-minister Beckstein (CSU) warnt vor erhöhter Neonazi-Gefahr.

Neben jüdischen Einrichtungen standen auch Moscheen und eine griechische Schule in der bayerischen Landeshauptstadt auf einer Liste, wie die Magazine „Der Spiegel“ und „Focus“ nahezu übereinstimmend unter Berufung auf Ermittlerkreise berichten. Die Aufzeichnungen seien in der Wohnung des Anführers der Kameradschaft Süd, Martin Wiese, entdeckt worden, schreibt „Der Spiegel“.

Die Ziele hätten die Extremisten im Internet gesucht. Aus abgehörten Telefonaten erfuhr die Polizei laut „Focus“, dass die Rechtsradikalen zeitweise überlegt hatten, ihren Sprengsatz am 9. November während der feierlichen Grundsteinlegung für das Münchner jüdische Gemeindezentrum in Anwesenheit von Bundespräsident Johannes Rau zu zünden.

Weiter schreiben die Magazine, am Arbeitsplatz des zweiten Hauptverdächtigen habe die Polizei eine Reisetasche mit 1,7 Kilo des hochexplosiven Sprengstoffs TNT, eine scharfe Handgranate und weitere 12,3 Kilo „sprengstoffverdächtiges Material“ gefunden. Einer der beiden Brandenburger Neonazis sei Mitglied der NPD.

Beckstein warnt vor erhöhter Neonazi-Gefahr
Nach dem verhinderten Sprengstoffanschlag von Münchner Neonazis sieht Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) eine erhöhte Gefahrenlage. Rechtsextremisten könnten versucht sein, nach der Festnahme der Beschuldigten erst recht Aktivität zu demonstrieren, sagte Beckstein in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Zudem bestehe die Gefahr von Nachahmungstaten. „Wir haben unsere Sicherheitsvorkehrungen auf allen Ebenen deutlich verschärft.“

Das verhinderte Attentat auf die geplante neue Synagoge in München hat nach den Worten von Beckstein eine neue Qualität des Rechtsextremismus gezeigt. „Bisher gab es immer wieder einzelne Gewalttaten aus der rechtsextremen Szene. Aber dass ein Anschlag über Monate hinweg so vorbereitet wird – mit der Einbindung einer ganzen Gruppe von Leuten und der Beschaffung von 14 Kilo Sprengstoff – das ist ein Alarmsignal“, sagte der CSU-Politiker. „Der Fall zeigt, wie stark das Netzwerk des Rechtsextremismus in Deutschland ist.“

Insgesamt gibt es nach Angaben des Ministers in Bayern rund 250 gewaltbereite Neonazis und bis zu 900 gewaltbereite Skinheads. Während Skinheads eher „plumpe Schlägertypen“ seien, bei denen es vor allem nach Alkoholexzessen zu Übergriffen komme, seien die Neonazis ideologisch stark gebunden. „Beide Gruppen gehen eine unheilvolle Allianz ein“, sagte Beckstein. Statt in Vereinen organisierten sie sich zunehmend in so genannten Kameradschaften, um sich dem möglichen Zugriff des Vereinsrechts zu entziehen. Auch der in München festgenommene Hauptbeschuldigte Martin Wiese gehörte zu einer solchen Kameradschaft.

In Bayern ist nach dem Schlag gegen die Wiese-Gruppe vor allem der Schutz jüdischer Einrichtungen verschärft worden. Auch das Oktoberfest, das nächstes Wochenende beginnt, soll zusätzlich gesichert werden, unter anderem durch verstärkte Videoüberwachung. „Wir tun alles, um mit vorbeugenden Maßnahmen jede Gewalttat schon im Vorfeld zu unterbinden“, sagte Beckstein.

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