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Lippels Traum

Den Sorgen des Alltags entflieht der elfjährige Lippel in seinen Träumen. Kaum ist er eingeschlafen, schon meistert er Abenteuer im fernen Orient. Im wirklichen Leben muss sich Lippel (Karl Alexander Seidel, "Hände weg von Mississippi") mit einer garstigen Haushälterin herumschlagen, während sein alleinerziehender Vater auf Dienstreise ist.

In “LippelsTraum“, der Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchs von “Sams”-Erfinder Paul Maar, spielen Moritz Bleibtreu und Anke Engelke Erwachsenen-Rollen. Regisseur Lars Büchel (“Erbsen auf halb sechs”) gelingt eine solides Werk, das an die fantasievolle Buchvorlage allerdings nicht heranreicht.

Bereits 1990 wurde die Geschichte erstmals verfilmt. Maar zeigte sich mit der damaligen Filmversion wenig zufrieden. Die Figuren seien nicht ernst genommen und bisweilen unangemessen lächerlich gemacht worden, sagte Maar bei der Filmpremiere von “LippelsTraum” bei der diesjährigen Berlinale. Mit dem neuen Werk war er zufrieden.

Tatsächlich eignete sich in der ersten Version kein Erwachsener als uneingeschränkter Sympathieträger. Das ist in der neuen Fassung, bei der Maar am Drehbuch mitschrieb, anders: Bleibtreu gibt den verständnisvollen Kumpel-Vater, während seine Arbeitskollegin Serafina (Christiane Paul) als warmherzige Ersatz-Mutter bereitsteht. Die übrigen Erwachsenen-Rollen sind als Karikaturen zugespitzt. Uwe Ochsenknecht gibt den pingeligen Schulleiter, Anke Engelke als Haushälterin Frau Jakob den gefühlskalten Kinderschreck. Die hat nur eins im Sinn: Sie will sich Lippels Vater “angeln” und Lippel ins Internat verfrachten.

Anfangs steht der schüchterne Junge den Anfeindungen der Haushälterin ohnmächtig gegenüber. Als ihm Frau Jakob eines Abends das Buch “1001 Nacht” wegnimmt, träumt Lippel die angefangene Geschichte einfach zu Ende – und zwar mit sich selbst als Hauptakteur.

Auf der Märchen-Ebene treten alle Schauspieler in charakterlich ähnlichen Rollen erneut auf: Engelke mimt die intrigante Schwägerin eines warmherzigen Königs (Bleibtreu), Ochsenknecht einen unfreundlichen Wirt. Die Handlungen beider Ebenen beeinflussen sich. Mit jedem bestandenen Märchen-Abenteuer wächst in Lippel der Mut, auch in der Wirklichkeit Probleme anzugehen und zu bewältigen.

Bis in kleine Nebenrollen ist die Produktion hochkarätig besetzt, auch Edgar Selge und Eva Mattes spielen mit. Letztlich macht Regisseur Büchel nichts falsch: Handwerklich ist “LippelsTraum” gut gemacht, die Schauspieler sind mit Begeisterung bei der Sache und die Kulissen mit Drehorten in Marokko und in Deutschland farbenfroh.

Der Zauber der Maarschen Kinderbücher ist auf der Leinwand dennoch kaum zu spüren. Die Fantasiewelt der kindlichen Hauptfigur ist so gestaltet, wie sich erwachsene Zuschauer das vorstellen, und die Erzählkapitel greifen mechanisch und arg vorhersehbar ineinander. Ausgefallene Regie-Einfälle sucht man vergebens. Eine spielerisch-verträumte Inszenierung in schier grenzenloser Fantasie ist der Film jedenfalls nicht, dafür ist das Konventionskorsett einer größeren deutschen Kinoproduktion zu starr.

http://www.lippelstraum.de

Trailer:

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