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Lingenau: Land prüft Brückenabsicherung

(VN) Müselbach - Die VN berichteten am Wochenende ausführlich über die Sorgen der Müselbacher Bevölkerung, die an der Lingenauer Brücke regelmäßig Zeuge von Bergungen nach Suizid wird. Nun will das Land handeln.
Vom Leben an der Brücke in den Tod

Landesrat Erich Schwärzler hat sich vor Ort ein Bild gemacht. „Innerhalb der nächsten zehn Tage wird es ein Gespräch mit Fachleuten geben.“ Darin sollen die technischen Möglichkeiten erörtert werden, sowohl die Lingenauer als auch die Gschwendtobel Brücke abzusichern.

In Bern halfen Netze

Netze wären eine Möglichkeit. Seit Mitte Dezember 2009 sind etwa die hohen Brücken der Stadt Bern mit solchen Sicherheitsnetzen ausgestattet. Seither hat es keinen tödlichen Sprung mehr gegeben. Die Verantwortlichen atmen auf. Denn lange Zeit führte Bern die Schweizer Statistik der Brückensuizide an. Einen Monat zuvor hatten sich die Selbsttötungen gehäuft, mehrmals waren Schülerinnen und Schüler Zeugen der Brückensuizide gewesen. Auch in Müselbach brachten Kinder nun den Stein ins Rollen. Die kleine Volksschule des Ortes bat am Freitag Experten um Hilfe: Pfarrer Peter Mathei, Primar Albert Lingg, Polizist Adolf Winder und Schularzt Guntram Hinteregger nahmen die Anliegen der Kinder und Eltern auf. So kriegten es Schülerinnen und Schüler bislang jedesmal hautnah mit, wenn der Polizeihubschrauber einen Leichnam barg. Der Hubschrauber landete ganz in der Nähe der Schule. „Das habe ich sofort ändern lassen“, betont Schwärzler. Der Hubschrauber setzt künftig auf einem Parkplatz auf Lingenauer Seite zur Landung an.

Ist Hubschrauber nötig?

Ob ein Hubschrauber überhaupt nötig ist, um die Bergungen durchzuführen, stellt der unmittelbare Anrainer Chris Alge, Geschäftsführer der High 5 outdoor GmbH, infrage. Alge wohnt am Fuß der Brücke. „Eine Bergung mit dem Auto wäre mühelos möglich und diskreter“, findet er. Zur Absicherung der Brücke stehen indes auch Glaswände zur Debatte. Auch wird zu klären sein, weshalb die Leitschienen entlang der Fahrbahn unmittelbar am Geländer angebracht wurden und so Lebensmüden noch als Aufstiegshilfen dienen. LR Schwärzler will auch das prüfen lassen. Die Finanzierung allfälliger Sicherungsmaßnahmen nennt er jedenfalls „zweitrangig“. „Wenn es eine Möglichkeit gibt, dann soll man auch eine Lösung treffen.“ Freilich könne auch so nicht jeder Suizid verhindert werden. Zum Expertengespräch innerhalb der nächsten zehn Tage wird Schwärzler auch Primar Albert Lingg einladen. Dessen Vorschlag, Tafeln mit der Nummer der Telefonseelsorge (142) anzubringen, greift der Landesrat sofort auf. „Diese Tafeln sollte man gleich aufstellen.“ Seitens der Straßenverkehrsordnung könne das kein Problem sein. Schwärzler kennt das Thema der Brückensprünge als gebürtiger Lingenauer schon lange. „Jedes Einzelschicksal ist tragisch. Wenn man die Situation verbessern kann, dann haben wir die Aufgabe, etwas zu tun.“

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