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Liechtensteiner Verfassungskritiker bedroht

Auch zwei Wochen nach der Volksabstimmung über die Totalrevision der Verfassung in Liechtenstein reißen die Gehässigkeiten gegen Kritiker der fürstlichen Initiative nicht ab.

Opfer ist einmal mehr der frühere Regierungschef Mario Frick, zuletzt auch seine Familie. Frick, der von 1993 bis Ende 2001 Regierungschef war und die Verfassungsreform abgelehnt hat, erhält weiter Drohbriefe der übelsten Art. In einem Schreiben kündigten anonyme Absender an, seine Frau zu vergewaltigen und zu entstellen, sowie ihn zusammenzuschlagen, sofern er sich nochmals negativ über den Landesfürsten oder die Verfassung äußere.

In einem am Freitag in der Zeitung „Liechtensteiner Vaterland“ publizierten und von rund dreißig Personen unterzeichneten Leserbrief werden Fürst Hans-Adam II., die Regierung und der Parlamentspräsident aufgefordert, „Unrecht beim Namen zu nennen“. Verschweigen von Unrecht sei eine Einladung zur Wiederholung.

Frick, inzwischen als Anwalt tätig, war der profilierteste Kritiker der fürstlichen Verfassungsinitiative, die Mitte März vom Volk mit Zweidrittelmehrheit angenommen wurde. Schon im Herbst des Vorjahres hatten ihm Anhänger der Verfassungsreform eine abgeschnittene Schweinsschnauze sowie einen abgetrennten Sauschwanz vor die Bürotüre gelegt – mit der Aufforderung „Schnauze halten und Schwanz einziehen“. Er fühle sich trotz neuerlicher Attacken nicht wirklich an Leib und Leben bedroht, sagte Frick am Freitag der Schweizerischen Depeschenagentur. Die Drohbriefe hätten wohl den Zweck, ihn einzuschüchtern und mundtot zu machen. Eine neue Dimension sei, dass nun auch seine Familie mit in die Sache hineingezogen werde.

Frick leitete die Briefe an die Polizei weiter. Seiner Ansicht erfüllen sie den Tatbestand der gefährlichen Drohung gemäß Strafgesetzbuch. Die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen nach den Urhebern der Schreiben aufgenommen. Vor dem Urnengang Mitte März über den Verfassungsentwurf des Fürsten sah sich die Regierung in Vaduz genötigt, öffentlich zu mehr Fairness im Abstimmungskampf aufzurufen. Seither hat sie geschwiegen. Frick erfährt dafür umso mehr Solidarität in den Leserbriefspalten der Tageszeitungen.

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