Liechtenstein wird erstmals von einer Frau regiert

Die Vaterländische Union hat mit 38,3 Prozent die meisten Stimmen im Landtag geholt.
Bisher immer Männer an der Spitze
Somit darf nun traditionellerweise die stärkste Partei den Chef beziehungsweise die Chefin und zwei weitere Mitglieder der Landesregierung stellen. Seit in dem Fürstentum 1921 das Amt des Regierungschefs eingeführt wurde, stand stets ein Mann an der Spitze. Haas wird am 20. März vereidigt.
Gewählt wurde am Sonntag zwar nur das 25-köpfige Parlament (Landtag) für eine vierjährige Legislaturperiode. Im Fokus standen aber die beiden Regierungschef-Kandidaten der beiden führenden Großparteien, der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP) und der Vaterländischen Union (VU). Mit 2,4 Prozent Stimmenwachstum lag die VU vorne.
Die FBP verlor 8,4 Prozent und kam auf 27,5 Prozent. Die beiden kleinen Parteien im Landtag die Demokraten pro Liechtenstein (DPL) und die Freie Liste kamen auf 23,3 Prozent und 10,9 Prozent.
Die VU bildet mit kurzen Unterbrechungen seit mehr als 85 Jahren eine Koalition mit der Fortschrittlichen Bürgerpartei (FBP). Beide sind konservativ. Die Parteien wechseln sich an der Spitze ab. Vor vier Jahren lagen beide gleichauf bei 35,9 Prozent der Stimmen. Dieses Mal kam die VU auf 38,3 Prozent, die FBP auf 27,5 Prozent. Der Landtag umfasst 25 Mitglieder.
Politisch wenig bekannt
Die politisch wenig bekannte Juristin Brigitte Haas von der VU hatte bereits im heftig geführten Wahlkampf die Nase vorn. Dies vor allem, weil ihrem Herausforderer von der FBP, dem ehemaligen Liechtensteiner Außenminister Ernst Walch umstrittene Machenschaften im Treuhandwesen vorgeworfen wurden.
Die endgültige Wahl Haas' wird der neugewählte Landtag an seiner ersten Sitzung am 20. März besiegeln. Haas folgt auf Daniel Risch von der VU, der vor seiner vierjährigen Amtszeit als Regierungschef als Vize gearbeitet hatte.
Der Fürst bestimmt
Das offizielle Staatsüberhaupt ist allerdings der schwerreiche und erzkatholische Fürst Hans-Adam II. (79). Er kann die Regierung entlassen, Veto gegen Gesetze einlegen und mit Notrecht regieren. "Der Fürst bestimmt", heißt es auf der Webseite der Regierung, das Volk regiere aber mit. Hans-Adam, dessen Frau Marie 2021 starb, hat die Regierungsgeschäfte schon 2004 an seinen Sohn Erbprinz Alois (56) übergeben. Alois ist mit Sophie Herzogin in Bayern verheiratet und hat vier Kinder.
(APA/dpa)