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Liechtenstein deutlich über OECD-Mittelwert

©APA (dpa)/Jens Büttner
laut Schulamt Liechtenstein liegt Lichtenstein in PISA 2009 in allen drei Fachbereichen - Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften - deutlich über dem OECD-Mittelwert. Im Vergleich zu 2000 hat sich Liechtenstein 2009 im Lesen international klar besser positioniert und konnte den Anteil an schwachen Leserinnen und Lesern zwischen 2000 und 2009 reduzieren. In Mathematik wurde im internationalen Vergleich erneut ein Spitzenplatz erreicht, in den Naturwissenschaften bestätigt sich das gute Ergebnis von 2006.

Bildung für die Zukunft

Das “Programme for International Student Assessment” (PISA) ist Teil des Indikatorenprogramms “Indicators of Educational Systems” (INES) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Ziel von PISA ist es, den OECD-Staaten Indikatoren für die Kompetenzen der 15-Jährigen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus werden auch die Voraussetzungen für selbst reguliertes Lernen wie Interesse am Lernen oder die Unterstützung des Lernens durch den Einsatz von Strategien erfasst. PISA ist ein Programm, das vorerst in einem ersten Zyklus drei Untersuchungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten umfasste. Schwerpunkt der ersten Testsdurchführung (PISA 2000) bildete die differenzierte Beschreibung der Lesekompetenz, während die Ergebnisse in Mathematik und Naturwissenschaften weniger ausführlich präsentiert wurden. PISA 2003 hat sich speziell der Mathematik gewidmet, während PISA 2006 den Fokus auf die Naturwissenschaften richtete. 2009 stand schliesslich zu Beginn eines zweiten Zyklus wieder Lesen im Mittelpunkt.

 

470’000 Schülerinnen und Schüler aus 65 Ländern

Im Frühjahr 2009 nahmen rund 470’000 Schülerinnen und Schüler aus 65 Ländern an der PISA-Studie teil, die auf zweistündigen schriftlichen Tests basiert. Der Hauptfokus der Studie 2009 lag bei der Kompetenzmessung im Fach “Lesen”. Zusätzlich wurden in der Studie auch die Kompetenzen in Naturwissenschaft und in Mathematik geprüft. Ebenfalls Gegenstand der Untersuchung waren Motivation und Engagement gegenüber dem Lesen, die Haltung der Schülerinnen und Schüler gegenüber der Schule sowie Angaben zu ihrem persönlichen Umfeld.

Pro Land haben sich in der Regel mindestens 4’500 Schülerinnen und Schüler beteiligt. In Liechtenstein fand aufgrund der Kleinheit des Landes eine Vollerhebung statt. Insgesamt haben sich rund 350 Schülerinnen und Schüler der geforderten Altersgruppe über alle Schultypen hinweg beteiligt. Liechtenstein hat im Rahmen des schweizerischen Forschungsprojektes gemäss den internationalen Richtlinien an PISA teilgenommen und die liechtensteinische Erhebung in enger Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule St. Gallen durchgeführt.

 

Lesen: besseres Ergebnis als 2000

PISA 2009 ermöglicht erstmals einen umfassenden Vergleich der Leseleistungen von 15-Jährigen an zwei Messzeitpunkten: 2000 und 2009 wurde Lesen als Schwerpunkt getestet. Der Mittelwert Liechtensteins lag in PISA 2000 bei 483 Punkten und in PISA 2009 liegt er bei 499 Punkten. Im Vergleich zu 2000 hat Liechtenstein 2009 den OECD-Mittelwert deutlich und statistisch signifikant übertroffen. Von den deutschsprachigen Ländern erreichen Deutschland, die Schweiz und Liechtenstein praktisch das gleiche Resultat, während Österreich deutlich unterhalb des OECD-Schnittes liegt.

 

Anteil der schwachen Leserinnen und Leser verringert

Liechtenstein gehört zu den wenigen Ländern, die zwischen 2000 und 2009 den Anteil der schwachen Leserinnen und Leser (unter Niveau 2) statistisch signifikant reduzieren und dabei den Anteil der leistungsstarken Leserinnen und Leser halten konnten. Während in PISA 2000 noch 23 Prozent der Jugendlichen das Niveau 2 nicht erreichten, liegt dieser Anteil in PISA 2009 bei 16 Prozent. Verbessert haben sich dabei vor allem die Leseleistungen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund (Jugendliche im Ausland geboren und/oder Eltern im Ausland geboren).

Mit 16 Prozent liegt in Liechtenstein der Anteil der schwachen Leserinnen und Leser zwar neu unter dem OECD-Mittel von 18,8 Prozent, ist aber immer noch doppelt so hoch wie in Finnland (8, 3 Prozent). In den Nachbarländern beträgt der Anteil schwacher Leserinnen und Leser 16,8 Prozent (Schweiz), 18,5 Prozent (Deutschland), 19,7 Prozent (Frankreich), 21 Prozent (Italien) und 27,5 Prozent (Österreich).

 

In den OECD-Ländern nimmt der Vorsprung der Mädchen im Lesen zu

In allen 65 Ländern, die 2009 an PISA teilgenommen haben, schneiden die weiblichen Jugendlichen im Lesen tendenziell besser ab als die männlichen Jugendlichen. Zwischen 2000 und 2009 hat sich dieser Unterschied in den OECD-Ländern signifikant verstärkt. In PISA 2000 erreichten die Mädchen Leseleistungen, die im OECD-Durchschnitt 32 Punkte über den Leistungen der Knaben lagen. In PISA 2009 ist dieser Unterschied auf 39 Punkte gestiegen. In Liechtenstein liegt die Differenz stabil bei 32 (2000) und 33 (2009) Punkten.

 

Leseverhalten teilweise problematisch

In Liechtenstein liest mit 48 Prozent nur knapp die Hälfte der Jugendlichen zum Vergnügen. Bei den Mädchen ist dieser Anteil höher als bei den Knaben. Die Mädchen lesen zudem häufiger als die Knaben. Der Index “Freude am Lesen” liegt in Liechtenstein unterhalb des OECD-Durchschnitts, während sich die Lesevielfalt und die Online-Leseaktivitäten nicht davon unterscheiden. Ein höherer Wert bei jedem Index bedeutet aber auch eine höhere Leseleistung insgesamt.

 

Der Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Hintergrund und Leseleistungen nimmt ab

Je privilegierter der sozioökonomische Hintergrund der Jugendlichen ist, desto besser sind die Leseleistungen. Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Leseleistung ist nach wie vor bedeutsam. Er hat sich im Vergleich zu PISA 2000 in den OECD-Ländern nicht verändert, in Liechtenstein ist er jedoch leicht zurückgegangen.

 

Mathematik: sehr gutes Ergebnis gehalten

Der Mittelwert von Liechtenstein lag 2006 in der Mathematik bei 525 Punkten, in PISA 2009 liegt der Mittelwert bei 536 Punkten. Mit diesem Ergebnis erreicht Liechtenstein erneut einen Spitzenplatz. Signifikant bessere Ergebnisse erreichen nur einige ostasiatische Staaten und chinesische Provinzen. Mit Ausnahme der Schweiz erreichen alle Nachbarländer einen signifikant tieferen Mittelwert als Liechtenstein.

 

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit besten Leistungen ist hoch: 18 Prouent der Jugendlichen erreichen die besten Niveaus 5 und 6. Das ist über dem vergleichbaren OECD-Wert von 13 Prozent. Auf der anderen Seite ist auch die schwächste Schülergruppe (unter Niveau 2) in Liechtenstein mit 10 Prozent tief und klar unter dem OECD-Vergleichswert von 22 Prozent oder der Schweiz mit 14 Prozent.

 

Naturwissenschaften: erneut gutes Ergebnis

2009 liegt der Mittelwert für Liechtenstein bei 520 Punkten. In den Naturwissenschaften liegt Liechtenstein damit signifikant über dem OECD-Durchschnitt. Von den Nachbarländern sind Deutschland und die Schweiz mit Liechtenstein vergleichbar. Frankreich, Österreich und Italien erreichen deutlich tiefere Durchschnitte. 10 Prozent erreichen in Liechtenstein die höchsten beiden Niveaus (OECD-Schnitt: 8 Prozent; Schweiz: 11 Prozent) und 11 Prozent verbleiben in den beiden tiefsten Niveaus (OECD-Schnitt: 18 Prozent; Schweiz: 14 Prozent).

 

Auf dem richtigen Weg

Das Abschneiden Liechtensteins bei PISA 2009 und namentlich das Ergebnis im Lesen sind positiv zu werten. Das tiefe Leseergebnis bei PISA 2000 hat zu vielfältigen Anstrengungen wie Leseförderung und Unterstützung der Schulkinder beim Lesen generell geführt. Diese besonderen Anstrengungen der vergangenen Jahre haben sich positiv ausgewirkt. Liechtenstein befindet damit auf einem guten Weg und das Ergebnis soll ein Ansporn darstellen, an den Vorhaben weiter zu arbeiten und weitere Anstrengungen folgen zu lassen. Insbesondere das persönliche Leseverhalten zeigt noch viel Optimierungspotenzial auf. Diese Arbeit ist jedoch nicht nur von der Schule allein zu bewältigen, sondern es sind alle im Erziehungs- und Schulungsprozess beteiligten Institutionen sowie die Eltern gefordert. 2009 wurden wie in den vorangegangenen Messungen neben der internationalen Stichprobe der 15-Jährigen gleichzeitig auch alle 9.-Klässler getestet. Diese zweite Stichprobe dient dem vertieften Vergleich mit den Schweizer Kantonen. Erste Resultate sind im Herbst 2011 zu erwarten.

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