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Liebe Abgeordnete, ab ins Raucherkammerl

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Jetzt hat es also auch ranghohe Staatsraucher erwischt: Ab Herbst müssen qualmende Abgeordnete ins parlamentarische Raucherkammerl verschwinden - und das gefällt den Herrschaften gar nicht.

Das Parlament ist derzeit eine Großbaustelle. Die Rampe wird saniert und ein neues Besucherzentrum ist im Werden. Nun kommt eine weitere Baustelle hinter dem Sitzungssaal dazu. Der Grund:
Die Couloirs hinter dem Plenarsaal werden nach der Sommerpause zur Nichtraucherzone erklärt. Für die Abgeordneten, die den Glimmstängel an langen Sitzungstagen nicht missen wollen, werden nun zwei kleine Raucherzimmer eingerichtet.

Rauchen hinter Glas

Bis zur ersten offiziellen Herbst-Sitzung am 22. September sollen die Raucherzimmer – je eines hinter der linken und eines hinter der rechten Saalhälfte – fertig sein, wurde der APA im Büro von Nationalratspräsident Andreas Khol bestätigt. Die beiden Bereiche – geschätzte fünf mal fünf Meter – werden mit Glaswänden von den Couloirs abgetrennt.

Ausdruck einer Regelungswut

Bei den Betroffenen stoßen die Raucherzimmer auf gemischte Gefühle. „Verschwendung von Geldmitteln“ sei das, und Ausdruck einer Regelungswut, ärgert sich etwa SP-Budgetsprecher Christoph Matznetter. Präsident Khol solle stattdessen lieber für eine funktionierende Entlüftung im Haus sorgen. Handlungsbedarf sieht Matznetter nicht: Im Plenarsaal herrsche ohnehin Rauchverbot und die vehementesten Verfechter einer Nichtraucherzone in der Cafeteria würden jetzt in der Raucherzone sitzen, während das Nichtraucherzimmer leer stehe.

Vielleicht höre ich auf

Mehr Verständnis für die Nichtraucherzone haben die ÖVP-Abgeordnete Karin Hakl und Grünen-Gesundheitssprecher Kurt Grünewald. Hakl: „Ich verstehe ja, dass das für die Nichtraucher auch nicht leicht ist.“ Begeistert ist sie zwar nicht, will aber im September „proberauchen“. „Vielleicht höre ich auch auf, vielleicht ist das ein guter Anlass.“ Hakl hofft jedenfalls, dass die Raucherzimmer nicht nach amerikanischem Vorbild gebaut werden („fensterlose ungelüftete Kabinette“).

Hoffentlich keine Selchkammern

Wie Hakl hofft auch Grünewald auf reichlich Frischluftzufuhr in den beiden Raucherzimmern: „Vorranging ist für mich der Nichtraucherschutz, weil es wurde vor dem Plenarsaal, in den Gängen doch relativ viel geraucht. Man sollte aber auch die Raucher schützen und die beiden Zimmer so belüften, dass sie nicht zu Selchkammern werden.“

Die Blauen rauchen nicht

Die FPÖ kann sich das Ganze vorerst einmal gelassen ansehen. Mit dem Niederösterreicher Anton Wattaul ist vor der Sommerpause nämlich der letzte bekennende Raucher unter den freiheitlichen Abgeordneten aus dem Parlament ausgeschieden. „Wir sind zwar blau, aber nicht dem blauen Dunst verfallen“, scherzt ein FP-Mandatar.

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