Es müsse klar sein, dass Israel die libanesische Regierung, hinter der Syrien stehe, für das verantwortlich mache, was im Libanon geschehe, sagte Barak am Freitag vor dem “American Jewish Committee” (AJC) in Washington und erneuerte die Anschuldigungen, nach denen Syrien der Hisbollah Scud-Raketen liefere, um Israel zu bedrohen.
US-Außenministerin Hillary Clinton, die ebenfalls vor dem AJC das Wort ergriff, sprach von “ernsten Gefahren”, die durch “den Waffentransfer von Syrien zur Hisbollah” entstehen würden. An den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad richtete sie die Warnung, dass von seinen Entscheidungen abhänge, ob es “Krieg oder Frieden” in der Region geben würde. Gleichzeitig verteidigte sie die Entsendung eines US-Botschafters nach fünfjähriger Unterbrechung nach Damaskus: “Assad hört den Iran, die Hisbollah und die Hamas. Es ist essenziell, dass er auch uns hört”.
US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte am Dienstag auf einer Pressekonferenz mit Barak erklärt, Syrien und der Iran würden die Hisbollah mit immer leistungsfähigeren Raketen ausrüsten. “Inzwischen ist die Hisbollah mit mehr Waffen und Raketen ausgestattet als so manche Regierung, was unweigerlich zu einer Destabilisierung der Region führt”, so Gates, der allerdings den Scud-Raketentypus nicht erwähnte. Israels Premier Benjamin Netanyahu und Barak hatten mehrfach erklärt, Israel könne nicht tolerieren, dass ein Nachbarland, das UNO-Mitglied ist, in seiner Regierung “Vertreter einer Miliz sitzen hat, die über 40.000 Raketen verfügt”. Sollte es von der Hisbollah wie 2006 angegriffen werden, werde Israel seine “ganze militärische Macht gegen die Infrastrukturen des libanesischen Staates” einsetzen.
Der libanesische Ministerpräsident Saad Hariri hatte in Telefonaten mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel Klage über “israelische Drohungen gegen den Libanon” geführt. Staatspräsident Michel Sleimane hat Israel beschuldigt, einen neuen Konflikt provozieren zu wollen, um sich “dem Druck der USA und Europas entziehen” zu können. Mit dem “Märchen” von syrischen Scud-Lieferungen wolle Israel eine Rechtfertigung für eine neue Aggression gegen den Libanon fabrizieren, erklärte Sleimane.
Im Sommer 2006 hatte die Hisbollah mit der Gefangennahme von zwei israelischen Soldaten und dem Raketenbeschuss Nordisraels eine 34-tägige israelische Offensive provoziert. Aus dem Konflikt mit mehr als 1200 libanesischen und 160 israelischen Toten ging die Schiiten-Organisation politisch gestärkt hervor.