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Libanon: Syrien setzt Rückzug fort

Syrien hat seinen Rückzug aus dem Libanon fortgesetzt. Drei Dutzend Militärlastwagen mit Soldaten, Ausrüstung, Munition und Flugabwehrraketen überschritten in der Nacht zum Montag die Grenze nach Syrien.

Die Konvois kamen aus Stellungen in der Nähe des Bekaa-Tals im östlichen Libanon und einer syrischen Radarstation im Landesinneren. Außerdem wurden acht Stützpunkte nahe der Stadt Baalbek aufgelöst.

Rund 1.000 der noch verbliebenen 10.000 syrischen Soldaten haben sich in den letzten Tagen in Bewegung gesetzt. Die Truppenverlegung folgte auf die erste Rückzugsphase, bei der bis zum 17. März etwa 4.000 Soldaten den Libanon verlassen hatten. Der syrische Präsident Bashar al-Assad kündigte auf internationalen Druck hin Anfang März einen vollständigen Abzug an, ohne jedoch einen konkreten Zeitplan zu nennen.

Am Sonntag trafen erstmals seit sieben Monaten Vertreter des pro-syrischen und anti-syrischen Lagers zusammen, um über die Bildung einer Übergangsregierung zur Vorbereitung der Parlamentswahl zu beraten. Bei dem Treffen zwischen Drusen-Führer Walid Joumblat und Scheich Hassan Nasrallah von der Hisbollah ging es um die Haltung gegenüber Damaskus. Er werde kein Syrien-feindliches Parlament zulassen, sagte Nasrallah. Streitpunkt ist auch die Forderung nach einer Entwaffnung der Hisbollah-Miliz. Dies sei für ihn kein Thema, sagte Nasrallah. Ergebnisse aus den Gesprächen wurden nicht mitgeteilt.

Nach dem dritten Bombenanschlag in acht Tagen sicherte Präsident Emile Lahoud zu, gegen die Gewalt vorzugehen. „Wir werden alles tun, was wir können“, sagte er am Sonntag. Am Samstag war in einem Industriegebiet in einem überwiegend von Christen bewohnten Stadtteil von Beirut ein Sprengsatz explodiert. Fünf Menschen erlitten Verletzungen. Mehrere Gebäude gingen in Flammen auf. Ein Motiv für den Anschlag war zunächst nicht klar.

In den vergangenen Wochen hatten schon zwei Bombenanschläge in christlichen Gebieten des Libanon die Angst vor einem neuen Bürgerkrieg geschürt. Drei Menschen wurden dabei getötet, zehn verletzt. Am Sonntag hatte ein anonymer Anrufer einem Fernsehbericht zufolge damit gedroht, ein Bürogebäude in Beirut in die Luft zu sprengen, in dem mehrere Medienunternehmen ansässig sind. Als Begründung habe er die Berichterstattung über einen Autobomben-Anschlag im christlichen Osten von Beirut genannt, meldete der arabische Fernsehsender Al Jazeera.

Die Anschläge drohen das Land nach dem Mordanschlag auf den früheren Ministerpräsidenten Rafik Hariri am 14. Februar, der pro-syrischen Kräften zugeschrieben wird, weiter zu destabilisieren. Die pro-syrische Regierung trat nach Massenprotesten zurück, der bisherige Ministerpräsident Omar Karami ist jedoch abermals mit der Regierungsbildung beauftragt worden. Deren Amtszeit wird am 31. Mai auslaufen. Wegen angeblich enger Verbindungen mit Syrien fordert die libanesische Opposition auch eine Auswechslung aller bisherigen Sicherheitschefs im Land; dies sei Bedingung für eine Beteiligung an einer Regierung der nationalen Einheit unter Karami.

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