Libanon: Angst vor Destabilisierung
UNO-Generalsekretär Kofi Annan sprach am Dienstag (Ortszeit) von kaltblütigem Mord. Tausende begleiteten am Mittwoch die Überführung der Leiche Gemayels in seinen Heimatort im Osten Beiruts, wo er am Donnerstag beigesetzt werden sollte.
Die Regierungen der USA und Frankreichs verurteilten den Mord an Gemayel, der aus einer bekannten Politiker-Familie maronitischer Christen stammt. US-Präsident Bush erklärte: Heute haben wir wieder die böse Fratze derer gesehen, die die Freiheit verachten. Der Präsident warf dem Iran und Syrien vor, im Libanon Instabilität zu schüren. Frankreichs Außenminister Philippe Douste-Blazy sieht die Wiederaufnahme eines umfassenden Dialogs mit Syrien nach dem Mordanschlag in weite Ferne gerückt.
Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte den Mord und sprach sich für die Einsetzung eines Tribunals aus, das die Hintergründe der Ermordung des früheren Regierungschefs Rafik Hariri aufklären soll. Der Anschlag auf Hariri im Februar 2005 hatte Massenproteste im Libanon ausgelöst und schließlich zum Abzug der syrischen Truppen geführt.
Die antisyrische Koalitionsregierung Sinioras, die nach dem Rücktritt von sechs pro-syrischen Ministern geschwächt ist, muss mit dem Tod von Gemayel einen schweren Verlust im Kampf gegen die Hisbollah-Partei verkraften. Das anti-syrische Lager rief zur Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten für Gemayel auf, um damit die Unterstützung für die Regierung Siniora zu signalisieren. Schon am Mittwoch versammelten sich tausende Libanesen in der christlichen Hochburg Bikfaya, woher die Familie Gemayel stammt. Seit Mittwoch gilt im Libanon eine dreitägige Staatstrauer.