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Libanesischer Christenführer getötet

Auf den libanesischen christlichen Politiker und Industrieminister Pierre Gemayel ist am Dienstag ein Attentat verübt worden.

Der Minister von der rechtsgerichteten maronitischen Falange-Partei (Kataeb) sei in einer Vorstadt von Beirut beschossen worden und seinen Verletzungen erlegen, meldeten libanesische Medien.

Gemayel hatte den Rücktritt des pro-syrischen Staatspräsidenten Emile Lahoud gefordert, der ebenfalls maronitischer Christ ist. Der Tote war ein Enkel des verstorbenen Parteigründers Pierre Gemayel. Die Falange war 1936 gegründet worden und hatte sich ursprünglich an faschistischen Vorbildern in Europa orientiert.

Augenzeugen: Gemayel wurde in seinem Auto erschossen

Der libanesische Industrieminister Pierre Gemayel ist laut Augenzeugen von einer Gruppe von Angreifern erschossen worden. Die amtliche Nachrichtenagentur ANI meldete, Unbekannte hätten am Dienstag die Fahrzeugkolonne des 34-Jährigen nördlich von Beirut beschossen. Augenzeugen berichteten, der Politiker habe seinen Wagen selbst gefahren. Die Angreifer hätten ihm in den Kopf geschossen. Die Fahrerseite sei von Kugeln durchlöchert gewesen.

Der Minister wurde nach Angaben aus Sicherheitskreisen schwer verletzt ins nahe gelegene Krankenhaus von Dora gebracht, wo er kurz darauf seinen Verletzungen erlag. Die libanesische Armee verstärkte umittelbar nach dem Attentat ihre Truppen in Beirut. Die Fernsehsender unterbrachen nach Bekanntwerden der Nachricht ihr Programm, um klassische Musik zu spielen.

Gemayel war maronitischer Christ und gehörte dem anti-syrischen Lager im Libanon an. Der 34-Jährige war der Sohn des ehemaligen Präsidenten Amin Gemayel und der Neffe des 1982 ermordeten Staatschefs Beshir Gemayel.

Im Libanon hatte sich zuletzt die politische Krise deutlich verschärft. Mitte November waren sechs pro-syrische Minister der schiitischen Parteien Hisbollah und Amal aus der Regierung ausgetreten. Zudem hatte der UN-Sicherheitsrat für Dienstag die Einsetzung eines internationalen Tribunals zum Mordanschlag auf den libanesischen Ex-Regierungschef Rafik al-Hariri geplant. Hariri war im Februar 2005 bei einem Bombenanschlag getötet worden. UN-Ermittlungen sehen ranghohe Funktionäre aus Syrien in das Attentat verwickelt. Damaskus weist dies zurück.

Reaktionen

Livni äußerte sich nach Angaben des israelischen Internetdienstes „Ynet“ am Dienstag während einer Pressekonferenz mit ihrer britischen Amtskollegin Margaret Beckett in London.

Beckett verurteilte den Mordanschlag und meinte, es gebe schon genug Probleme im Libonon. Sie warnte vor einer weiteren Eskalation.

Der Politiker der schiitischen pro-syrischen Hisbollah-Partei, Ahmed Melli, erklärte gegenüber dem arabischen Sender „Al-Jazeera“: „Wir verurteilen diesen Anschlag scharf. Er wurde von Kräften ausgeführt, die der Zukunft des Libanon schaden wollen.“

Die USA nannten den Anschlag einen „Akt des Terrorismus“. US-Vizeaußenminister Nicolas Burns sagte, es sei ein „sehr trauriger Tag“ für den Libanon. Die USA seien schockiert über den Mord, der auch einen Einschüchterungsversuch darstelle.

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