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Letzter serbischer Kriegsverbrecher Hadzic festgenommen

Der letzte flüchtige Angeklagte des UNO-Tribunals für Kriegsver­brechen im ehemaligen Jugoslawien, Goran Hadzic, ist festgenommen worden. Das berichtete der Belgrader Sender B-92.

“Serbien hat den schwersten Abschnitt in der Zusammenarbeit mit Den Haag (UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien, Anm.) abgeschlossen und wird die Erfüllung seiner internationalen Verpflichtungen fortsetzen”, sagte der serbische Präsident Boris Tadic am Mittwoch. Mit der Festnahme von Goran Hadzic habe Belgrad seine gesetzlichen und moralischen Pflichten erfüllt. Er erwarte heute nichts Besonderes von Brüssel, sagte Tadic. Die Festnahme der Haager Angeklagten sei eine wesentliche Voraussetzung für den Versöhnungsprozess in der Region, für “normale Beziehungen” unter den Völkern aus dem Raum Ex-Jugoslawiens. Der Erhalt des Status eines EU-Beitrittskandidaten werde auch nach der Festnahme von Hadzic nicht leicht sein. Alles hänge von der Umsetzung der inneren Reformen ab, betonte Tadic. Es wäre jedoch ein katastrophaler historischer Fehler, würde der EU-Erweiterungsprozess angesichts der Krise in der Europäischen Union eingestellt werden, warnte der serbische Staatschef. Die Festnahmen der beiden letzten Angeklagten des UNO-Tribunals – Ratko Mladic und Goran Hadzic – seien nicht unter Druck der Europäischen Union, auch nicht des EU-Annäherungsprozesses Belgrads, sondern aus moralischer Gründen erfolgt, unterstrich der serbische Präsident. Man könne auf Serbien auch keinen Druck ausüben, meinte Tadic unter Hinweis auf den Kosovo, dessen Unabhängigkeit Belgrad nicht anerkennt. Der letzte flüchtige Haager Angeklagte sei am Mittwoch kurz nach 8.00 Uhr im Gebirge Fruska Gora bei Novi Sad festgenommen worden, bestätigte Tadic, ohne weitere Details zur Festnahme zu enthüllen. Laut dem Sender B-92 wurde Hadzic in einem Wald festgenommen. Er soll zu einem Treffen mit einem Kontaktmann unterwegs gewesen sein. Tadic bestritt gleichzeitig Gerüchte, dass die Behörden bereits seit längerem gewusst hätten, wo sich Hadzic versteckt halte. “Die serbischen Behörden haben nicht gewusst, wo sich Hadzic versteckt”, unterstrich der serbische Präsident. Man habe in den vergangenen drei Jahren sehr intensiv, sehr systematisch gearbeitet, um am Ende die Aufgabe zu erfüllen, so Tadic.

Zahlreiche Anklagepunkte

Der heute 52-jährige Hadzic war in acht Punkten der Verbrechen gegen die Menschlichkeit und in sechs Punkten der Verletzung von Kriegsgepflogenheiten angeklagt worden. Dem aus dem kroatischen Vinkovci stammenden einstigen Lagerarbeiter wird angelastet, als Präsident der selbstproklamierten Regierung des “Serbischen Autonomen Gebietes Slawonien, Baranja und Westsrem” und als Präsident der ebenfalls selbstproklamierten “Republik Serbische Krajina” an einem “gemeinsamen verbrecherischen Vorhaben” zwischen 1. August 1991 und Ende Juni 1992 teilgenommen zu haben. Laut der Anklage ist Hadzic für Deportationen, Zwangsumsiedlungen von Kroaten und anderer Nichtserben aus Ilok, Vukovar und Erdut im Ostslawonien, ferner die Zerstörung von Häusern und sonstigem Privateigentum, Kultureinrichtungen, historischen Denkmälern und Heiligtümern der Kroaten und sonstigen Nichtserben in dieser Region verantwortlich. Die Haager Anklage wurde am 16. Juli 2004 veröffentlicht. Hadzic, der nach dem Ende des Kroatien-Krieges in der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad in Nordserbien lebte, war Stunden zuvor untergetaucht. Bis dato wurde nicht geklärt, von wem er den Hinweis über die gegen ihn erhobene Anklage erhalten hatte. Das UNO-Tribunal hatte diese kurz zuvor dem damaligen Außenministerium Serbiens-Montenegros zugestellt. Außenminister war zu jenem Zeitpunkt Vuk Draskovic.

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