Leichtes Wachstum und hohe Inflation erwartet

Seit dem zweiten Halbjahr des Vorjahres sei die Wirtschaft in einer Stagflationsphase, also einem Nullwachstum bei hoher Inflation, so die Oesterreichische Nationalbank (OeNB).
OeNB-Prognose erwartet heuer leichtes Wachstum der Wirtschaft
"Aber in der zweiten Jahreshälfte nimmt die Wirtschaft wieder Schwung auf und die Inflation wird langsam sinken", sagt OeNB-Gouverneur Robert Holzmann. Es bestehe für das Gesamtjahr 2023 in Österreich keine Gefahr einer Rezession, also einer Schrumpfung der Wirtschaft, die OeNB erwartet ein Plus von 0,5 Prozent.

Die Preise werden aber, gemessen am EU-weit vergleichbaren HVPI, um 7,4 Prozent zulegen. Die Beschäftigten in Österreich können dennoch mit einem leichten Wachstum ihrer realen Einkommen von 0,3 Prozent rechnen. Die Arbeitslosenrate steigt nur minimal auf 6,4 Prozent.
Anstieg der Reallöhne laut OeNB erwartet
Da in Österreich die Kollektivvertragsverhandlungen die Inflation des Vorjahres in die Lohnerhöhungen einbringen, führt die sinkende Inflation 2024 zu einem "außergewöhnlich kräftigen Ansteigen der Reallöhne und damit des privaten Konsums", heißt es in der Prognose. Österreicherinnen und Österreicher können auf real 3,3 Prozent mehr Einkommen hoffen. Die Inflation geht 2024 zwar auf 4,1 Prozent zurück, die Teuerung im Dienstleistungsbereich sinkt aber nur langsam. Deshalb werde die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) im Jahr 2024 mit 5,1 Prozent um 1 Prozentpunkt über der HVPI-Rate liegen. Das Wirtschaftswachstum sollte auf 1,7 Prozent steigen, die Arbeitslosigkeit wieder leicht zurückgehen.
OeNB: 2025 höheres Wirtschaftswachstum und niedrigere Inflation
Hätte Österreichs Politik solche Maßnahmen gesetzt wie in anderen Euroländern, dann wäre die Inflation 2022 um einen Prozentpunkt niedriger, aber heuer um einen halben Prozentpunkt höher ausgefallen, so Birgit Niessner, Leiterin der Volkswirtschaftlichen Hauptabteilung der OeNB. Die in Österreich getroffenen Maßnahmen haben zwar die Einkommensverluste zu einem großen Teil kompensiert, aber kaum zur Inflationsdämpfung beigetragen. Neben den Energiepreisen und den Preisen für Dienstleistungen, vor allem der Gastronomie, haben auch die Gewinne der Unternehmen "maßgeblich" zum Inflationsanstieg beigetragen, hält die OeNB fest.
Das Wirtschaftswachstum sollte heuer auf 1,7 Prozent steigen, die Arbeitslosigkeit wieder leicht zurückgehen. Für 2025 geht die OeNB von einem weiteren Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent aus. Die Inflation sollte auf 2,9 Prozent sinken, würde damit aber immer noch über dem traditionellen EZB-Ziel von 2 Prozent und auch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Die realen Einkommen sollten mit 2,4 Prozent noch einmal kräftig zulegen. Der grundsätzliche Arbeitskräftemangel geht weiter, die Arbeitslosenrate sollte nur mehr knapp über 6 Prozent liegen. Es sei aber "nur bedingt" alles gut am Arbeitsmarkt, sagte der Leiter des Konjunktur-Referats der OeNB, Gerhard Fenz, denn von 2020 bis 2023 haben für Männer wie Frauen nur Teilzeitjobs zugelegt, die Zahl der Vollzeitstellen ist zurückgegangen. Trotz eines Zuwachses an Jobs ist die Summe der geleisteten Arbeitsstunden jährlich um 0,5 Prozent zurückgegangen.
Neuverschuldung Österreichs wird laut OeNB sinken
Bei den öffentlichen Finanzen geht die OeNB davon aus, dass Österreichs Neuverschuldung (Defizit) dank Auslaufen der Corona-Maßnahmen sinkt, es wird aber nach 2,6 Prozent des BIP heuer, in den Folgejahre immer noch 1,9 Prozent betragen. Die Schuldenquote, gemessen als Schulden als Anteil der Wirtschaftsleistung, "wird vor allem aufgrund des inflationsbedingt hohen Wachstums des nominellen BIP von 78,4 Prozent im Jahr 2022 auf 70,9 Prozent im Jahr 2025 sinken", heißt es in der OeNB-Prognose.
Holzmann, der als OeNB-Gouverneur auch Mitglied des EZB-Rats ist, wollte sich auf Journalistenfragen nicht dazu festlegen, ob die EZB auch nach der Juli-Sitzung weitere Zinserhöhungen durchführen wird. Denn es sei nicht absehbar, wie sich die Wirtschaftsdaten im Herbst entwickeln. Aber "wenn die Dinge so weitergehen wie bisher, das heißt die Kerninflation weiter hartnäckig bleibt, dann folgt schon die klare Schlussfolgerung, dann wird wahrscheinlich noch nachgebessert werden müssen".
(APA/Red)