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Leiche von Chandra Levy gefunden

Im vergangenen Sommer schlug die Geschichte von dem Abgeordneten und der verschwundenen Praktikantin die Nation in den Bann. Jetzt wurde die Leiche gefunden.

Jetzt wurden die Leichenreste der 24-Jährigen in einem Park in Washington gefunden. Die Skandalgeschichte mit dem Zeug zum Hollywood-Thriller ist damit in die Schlagzeilen zurückgekehrt. Der Abgeordnete Gary Condit, der mit der jungen Frau eine Affäre hatte, drückte am Mittwoch über seinen Anwalt der Familie Levy sein Beileid aus, hielt sich sonst aber bedeckt. Doch der 54-Jährige kann nicht verhindern, dass er nun wieder ins Rampenlicht rückt – mit dem Fund der Leiche ist fast Gewissheit geworden, dass Levy einem Verbrechen zum Opfer fiel.

Der Rock Creek Park zieht sich von der Innenstadt Washingtons durch vornehme Stadtviertel bis hinaus in den US-Staat Maryland. Es ist ein hügeliges und dicht bewaldetes Gelände mit vielen einsamen Stellen. Auf einem entlegenen Abhang stieß dort am Mittwoch ein Spaziergänger mit seinem Hund auf einen menschlichen Schädel. Die Polizei fand später weitere Knochen, Kleidungsstücke und einen Walkman. „Es handelt sich um den Körper von Chandra Levy“, sagte der örtliche Polizeichef Charles Ramsey. Wie die Praktikantin starb, blieb zunächst unklar. Medinische Untersuchungen standen noch aus. Doch die Abteilung für Gewaltverbrechen wurde bereits eingeschaltet.

Im vergangenen Sommer hatte ein Großaufgebot von Polizisten mit Spürhunden wochenlang den Rock Creek Park und andere Gegenden der Hauptstadt vergeblich auf der Suche nach Levy durchkämmt, während die Medien alle Details über ihre Affäre mit Condit auszugraben suchten. Was das Interesse an der Story anheizte, war die Mischung aus Krimi, Erotik und Politik – und nicht zuletzt auch die Parallelen zur Affäre zwischen Ex-Präsident Bill Clinton und Monica Lewinsky. Auch dieses Mal ging es wieder um eine Praktikantin aus Kalifornien und um einen Politiker, der die Frauen liebt.

Levy war Praktikantin bei der Bundesgefängnisbehörde. Von der Politszene der Hauptstadt war die junge Frau, die Kalifornien bis dahin nie verlassen hatte, fasziniert. Sie träumte von einer Karriere in Washington, vielleicht beim FBI. Schon kurz nach ihrer Ankunft nahm sie offenbar Kontakt zu Condit auf, der ihre Heimatstadt Modesto im Repräsentantenhaus vertritt. Am 30. April wurde Levy letztmals gesehen, als sie in ihrem Fitnessclub kündigte. Ihr Praktikum war beendet, sie wollte zurück nach Kalifornien, um ihr Universitätsdiplom entgegen zu nehmen. Die Koffer in ihrer Wohnung waren schon gepackt.

Condit leugnete zunächst eine Affäre mit der Praktikantin, gab sie dann aber gegenüber der Polizei zu. Der Abgeordnete wurde mehrfach von den Ermittlern und später von einem Geschworenengericht vorgeladen, jedoch nie offiziell als Verdächtiger behandelt. Auch die Medien kümmerten sich intensiv um den politisch eher unbedeutenden Hinterbänkler, der zeitweise häufiger in den TV-Nachrichten erschien als Präsident George W. Bush.

Der Abgeordnete mit dem Bürstenhaarschnitt ist verheiratet und hat zwei Kinder. Auch wenn er entfernt an den Schauspieler Harrison Ford erinnert, hatten früher die wenigsten ihm einen Don Juan vermutet. Doch im Zuge der Fahndungen kam ans Licht, dass Condit den Frauen offenbar sehr zugeneigt war. Eine Stewardess bekannte, sie habe ebenfalls eine Affäre mit dem Abgeordneten gehabt; er habe sie bedrängt, davon den Ermittlern nichts zu erzählen. Levy soll von dem Parlamentarier mit Aufmerksamkeiten und Geschenken überhäuft worden sein: ein goldenes Armband, teure Schokolade, Flugtickets.

Politisch kam Condit der Skandal teuer zu stehen: Er scheiterte bei den Vorwahlen der Demokraten und wird damit nach 13 Jahren im Repräsentantenhaus seinen Parlamentssitz aufgeben müssen. Ob der Skandal noch viel weitreichendere Folgen für den Abgeordneten haben wird, ist die Frage, die die US-Öffentlichkeit derzeit umtreibt. Die Kamerateams belagern seit Mittwoch sein Parlamentsbüro. Condit blieb zunächst auf Tauchstation.

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