Leiche von Autor Federspiel gefunden
Der 75-Jährige Federspiel gehörte seit seinem ersten Erzählband Orangen und Tode (1961) zu den bedeutensten Deutschschweizer Autoren. Er veröffentlichte etwa zwei Dutzend Bücher, die meisten davon Erzählsammlungen. Viele wurden ausgezeichnet und in die wichtigsten Fremdsprachen übersetzt.
Sein erfolgreichstes Werk war 1982 die Ballade von der Typhoid Mary, die es sogar auf US-Bestsellerlisten schaffte. Es ist die teilfiktive Geschichte der Köchin Mary Mallon alias Maria Caduff, die ohne selber zu erkranken das Typhusvirus in den höheren Kreisen New Yorks verbreitet und sich so unwissentlich für erlittene Demütigungen rächt.
Als sein Meisterwerk gilt der Roman Geographie der Lust aus dem Jahr 1989. Darin vervollkommnet ein Mann das makellose Gesäss seiner Geliebten, indem er darauf eine Weltkarte tätowieren lässt.
Jürg Federspiel wurde am 28. Juni 1931 in Kemptthal im Kanton Zürich geboren und wuchs in Davos als Sohn eines Journalisten auf. Nach dem Abgang vom Gymnasium in Basel schrieb er Filmkritiken, Reportagen und literarische Essays für große Schweizer Zeitungen und bereiste Deutschland, Frankreich, Großbritannien und immer wieder New York.
Manhattan inspirierte ihn außer für seinen Bestseller Typhoid Mary unter anderem für Museum des Hasses (1969), Wahn und Müll (1983) und Kilroy. Stimmen in der Subway (1988).
In der Erzählung Kilroy, die vor zwei Jahren in Chur als Sprechoper aufgeführt wurde, erzählen U-Bahn-Passagiere unter anderem von ihrem zukünftigen Tod. Ich glaube, wenn man weiss, wie und wo man stirbt, hat man keine Angst davor, sagte Federspiel in einem Interview dazu.
Federspiels letztes Buch – die Gedichtsammlung Mond ohne Zeiger – erschien 2001 anlässlich seines 70. Geburtstags. Danach liessen ihn seine Krankheiten – eine schmerzhafte Polyneuropathie, Diabetes und Parkinson – kaum mehr schreiben.