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Lehrstellenmangel - Regierung ist uneins über Lösung

Auf die mehr als 10.000 fehlenden Arbeitsplätze reagieren die Noch-Regierungsparteien SPÖ und ÖVP gespalten: Während die ÖVP an den Zahlen zweifelt und von weit weniger fehlenden Lehrstellen spricht, möchte die SPÖ sofort zur Tat schreiten und die Stellen in den Lehrwerkstätten aufstocken.

Das berichtete das Ö1-Mittagsjournal am Mittwoch.

So forderte SPÖ-Sozialminister Erwin Buchinger, schnell zu handeln und “die Zahl der Plätze in den Lehrwerkstätten rasch auszubauen, so dass die Jugendlichen im September und Oktober ein realistisches Angebot für eine Berufsausbildung bekommen”. Dies soll heißen, dass alle die im Herbst keinen Lehrplatz finden, eine Ersatzschulung bekommen sollen.

Diese Maßnahme habe die Noch-rot-schwarze Regierung bereits mit der “Ausbildungsgarantie” im Jänner beschlossen. “Jetzt gilt es, das umzusetzen und da ist das zuständige Ministerium gefordert und das Arbeitsmarktservice, aber zusammenhelfen müssen alle und wir sind bereit dazu”, sagte Buchinger im Ö1-Mittagsjournal. Wie viel Geld das kostet, konnte Buchinger nicht konkretisieren, das müsse man jetzt mit dem AMS besprechen. Arbeitsminister Martin Bartenstein (V) sei gefordert, ein Konzept vorzulegen.

Bartenstein war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, dafür aber die zuständige ÖVP-Arbeitsstaatssekretärin Christine Marek, die Buchingers Forderung wie folgt quittiert: “Das allein ist einfach zu billig und falsch. Das ist Sozialismus von vorgestern, wenn man sagt, man bildet stärker in überbetrieblichen Lehrwerkstätten aus.” Die optimale Ausbildung findet laut Marek im Betrieb und in der Praxis statt.

Um dieses Ziel zu erreichen, seien bereits die richtigen Maßnahmen wie die Ausbildungsgarantie aber auch der sogenannten Blum-Bonus beschlossen worden, die spätestens ab Herbst greifen sollen, so Marek im Ö1-Mittagsjournal. Die Arbeitsstaatssekretärin plädierte, vorerst also abzuwarten, denn sie zweifelt grundsätzlich an der AMS-Statistik. Es würden darin auch Schüler aufscheinen, die für den Herbst ohnehin schon eine Lehrstelle hätten. Diese würden im Herbst wieder aus der Statistik verschwinden, so Marek.

Konkret werde sich die Zahl wieder auf rund 780 fehlende Lehrstellen wie vor Schulschluss einpendeln, rechnete Marek vor. Die Staatssekretärin ging davon aus, dass dieser Mangel spätestens im Herbst durch die bereits beschlossenen Fördermaßnahmen behoben werde.

Ähnlich wie Marek beurteilt die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) die Situation: Es bleibe kein Jugendlicher auf der Strecke, “denn jeder Jugendliche erhält vom AMS einen Ausbildungsplatz”, sagte der stellvertretende Generalsekretär des WKÖ, Reinhold Mitterlehner, in einer Aussendung.

Die Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) kritisierte hingegen in einer Aussendung, dass bisher sämtliche Maßnahmen von Wirtschaft und Bundesregierung nicht dazu geführt hätten, dass “alle Jugendlichen einen Ausbildungsplatz haben”. Das Jugendausbildungspaket, das die Regierung auf Vorschlag der Sozialpartner beschlossen habe, sei ein neuer Versuch und “zweifellos ein Schritt in die richtige Richtung”, hieß es.

Wirksam könnte es aber erst werden, wenn die gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen vom AMS auch umgesetzt sind. “Wir werden genau beobachten, ob die Ausbildungsgarantie dann Wirklichkeit ist”, kündigte ÖGJ-Vorsitzender Jürgen Michlmayr an.

Laut WKÖ habe die Zahl der Lehrstellensuchenden in den vergangenen drei Jahren abgenommen. Ende Juli 2005 waren 10.700 Jugendliche auf der Suche nach einem Lehrplatz und zum derzeitigen Zeitpunkt seien es rund 9.100. Im Gegenzug sei auch die Zahl der offenen Lehrstellen gestiegen. 2005 gab es 2.600 freie Lehrstellen, heuer seien es rund 4.000. Insgesamt gibt es laut WKÖ derzeit 119.086 Lehrlinge, was einem Plus von 3,2 Prozent gegenüber Ende Juli 2007 entspreche.

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