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Lehrer-Arbeitszeit: Schmied bietet bessere Arbeitsbedingungen

Im Ton freundlicher als bisher, aber ohne inhaltliche Annäherung in Sachen Lehrer-Arbeitszeit hat am Freitag die dritte Gesprächsrunde zwischen Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) und Lehrer-Vertretern (alle Christgewerkschaft) stattgefunden. Harscher Brief zum Verhandlungsauftakt | Schmied und Lehrer optimistisch | Gewerkschaft für innere Schulreform

In der Frage der höheren Unterrichtsverpflichtung blieben beide Seiten hart, demonstrierten aber guten Willen: Schmied wird kommende Woche einer Delegation von Gewerkschaftern den lange geforderten Einblick in die Budgetzahlen gewähren und offerierte bessere Arbeitsbedingungen für Lehrer, die Gewerkschafter brachten erstmals inhaltliche Vorschläge, halten aber an ihrer Streikdrohung fest.

 

Die Frage, wo die laut Schmied zur Weiterführung ihrer Bildungsreformen benötigten 520 Millionen herkommen sollen, blieb weiter offen. Die Ministerin will ihre Projekte weiter durch eine Ausweitung der Unterrichtsverpflichtung um zwei Stunden pro Woche finanzieren, die Gewerkschaft droht in diesem Fall nach wie vor mit Streik. Allerdings waren beide Seiten mit neuen Vorschlägen in die Gespräche gegangen. Schmied präsentierte ein “Fünf-Punkte-Programm zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen”, in dem sie den Lehrern u.a. die “vollkommene Neugestaltung der Konferenzzimmer”, ein Netbook samt Wireless-Lan für jeden Pädagogen, die sofortige Einsetzung von Arbeitsgruppen für ein neues Dienst- und Besoldungsrecht und eine Ausweitung der Schulautonomie verspricht. Sie bot außerdem der Gewerkschaft die lange geforderte Einsicht in die Finanzplanung des Ressorts für 2009/10 an.

Die Lehrer-Vertreter haben der Ministerin unterdessen eine “innere Schulreform” (Entlastung der Lehrer von Verwaltungsaufgaben, Effizienzsteigerung im Unterricht) als Alternative zur Ausweitung der Unterrichtsverpflichtung vorgeschlagen. Eva Scholik, Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft zur APA: “Wenn es uns gelingt, die Schulstruktur zu entbürokratisieren, sind die Stunden viel effektiver. Dann brauchen wir auch keine zusätzlichen Stunden.” Derzeit könne ein Lehrer wegen der vielen Störfaktoren im Unterricht von 50 Minuten nur 30 bis 40 unterrichten, sagte Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Walter Riegler. Voraussetzung für eine Effizienzsteigerung: Maßnahmen gegen Gewalt an Schulen, denn laut Riegler muss ein “wesentlicher Teil des Unterrichts verwendet werden, um Streit zu schlichten”. Außerdem sollen Kinder im Rahmen der Frühförderung besser vorbereitet werden und bei Schuleintritt “wirklich unterrichtsreif sein”.

Zu Beginn des Treffens hatten die Gewerkschafter Schmied noch einen harsch formulierten Brief übergeben, in dem sie sich “zutiefst empört” über die “von Ihnen losgetretene Diffamierungskampagne” äußerten. Nach dem Gespräch gab sich Riegler hingegen versöhnlich, er wolle “schauen, ob wir zu einer Lösung kommen”. Das Fünf-Punkte-Programm der Ministerin bewertete er positiv, “wir sind bereit, diese Vorschläge der Ministerin mitzutragen”. In Detailfragen waren die Lehrer-Vertreter jedoch weiter skeptisch. So sieht es für Riegler beim neuen Lehrerbesoldungsrecht “nicht so rosig aus”. Und Scholik bezweifelt die Möglichkeiten für bessere Arbeitsplätze: “Wo sollen die Großraumbüros in den Schulen herkommen?”

Auch Schmied bewertete die Vorschläge der Gewerkschaft grundsätzlich positiv, “aber das Budgetproblem löst das nicht”. Auf einen Kompromiss hofft sie dennoch: “Wir brauchen, glaub ich, noch ein paar Gespräche”, so Schmied. Man werde nun von Treffen in der großen Runde zu Arbeitsgruppen übergehen: eine für ein neues Dienst-und Besoldungsrecht, eine weitere für eine Ausweitung der Schulautonomie. Riegler betonte allerdings, dass er zur “Gratis-Arbeit” der Lehrer zur Finanzierung von Schmieds Schulreformen weiterhin im Auftrag der Lehrer “Nein” sage: “Wenn die zwei Stunden ins Gesetz kommen, gibt es Streik”.

Unterstützung für ihr Angebot zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen erhielt Schmied aus der eigenen Partei: Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas sprach von einem “historischen Schritt”, die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller erwartet sich davon “neuen Schwung in der Bildungsdiskussion”. BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner forderte Schmied dagegen auf, “nicht immer nur Halbheiten anzubieten”, sondern umfassende Änderungen bei den Arbeitsbedingungen für Lehrer vorzunehmen. Für den Grünen Bildungssprechers Harald Walser verbessern Laptop und Internet-Anschluss weder die Unterrichtsqualität, noch sorgen sie für Nachmittagsbetreuung oder Förderunterricht. Dafür sollten zwei zusätzliche Werteinheiten pro Lehrkraft den Schulen autonom zur Verfügung gestellt werden.

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