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Legende des europäischen Kinos

Jean-Louis Trintignant ist diskret, schüchtern, vor allem aber anspruchsvoll sich selbst gegenüber. Er gilt als vielschichtiger Charakterdarsteller mit Hang zur schauspielerischen Perfektion.

Bereits als 19-Jähriger stand er in „Maria Stuart“ auf der Bühne, und nur fünf Jahre später war er in „Und immer lockt das Weib“ an der Seite von Brigitte Bardot auf der Kinoleinwand zu sehen. „Meine Vorstellung von einem Schauspieler ist die, dass man dabei ein anderer werden muss. Deshalb bin ich Schauspieler geworden. Ich bin neugierig auf andere“, erklärte Trintignant, der am Sonntag (11. Dezember) 75 wird.

Trintignant hat in seiner mehr als 40-jährigen Karriere in mehr als 110 Filmen gespielt. In den meisten verkörperte der Sohn eines wohlhabenden Industriellen Menschen, die nicht waren, was sie auf den ersten Blick schienen. Mit wenigen Gesten, beherrschter Miene und scheinbar ausdruckslosen Augen profilierte sich der ehemalige Jus-Student als vielschichtiger Charakterdarsteller mit einem Hang zur schauspielerischen Perfektion. Seine Neugierde auf fremde Lebensentwürfe ließ ihn nicht nur in die Rolle des bescheidenen jungen Mannes schlüpfen, den er besonders überzeugend in Claude Chabrols „Zwei Freundinnen“ spielte, oder in die Rolle des unglücklichen Liebhabers der Spionin Mata Hari. Er verkörperte mit derselben Ausdruckskraft und Intensität auch zwielichtige Gestalten wie eiskalte Mörder, eifersüchtige Ehemänner, verkappte Homosexuelle oder verklemmte Spießbürger.

Der große Durchbruch gelang dem im südfranzösischen Piolenc geborenen Schauspieler 1966 mit „Ein Mann und eine Frau“ von Claude Lelouch, in dem er als passionierter Rennfahrer glänzte. Eine Rolle, die ihm auf den Leib geschnitten war: Schon während seiner Schulzeit in Avignon waren schnelle Autos seine Leidenschaft. Die hatte er von seinem Onkel Maurice Trintignant geerbt, der 1954 Sieger des 24-Stunden-Rennens von Le Mans wurde.

Mit „Ein gut ausgefüllter Tag“ feierte er 1973 sein Regiedebüt. Er überraschte Publikum und Kritiker mit einem eigenartigen schwarzen Humor. Und auch seine zweite Regiearbeit „Der Bademeister“ von 1979 wies nach Kritikermeinung alle Züge eines „schwarzen Lustspiels“ auf.

Trintignant steht nicht gern im Rampenlicht. Um dem Medienrummel um seine Liaison mit dem Sexsymbol Brigitte Bardot zu entfliehen, flüchtete er freiwillig in die Armee und kehrte erst 1966 wieder zurück, nach rund zehn Jahren. Als seine Tochter Marie Trintignant vor mehr als zwei Jahren an den Folgen eines Streits mit ihrem Freund, dem Rockstar Bertrand Cantat, starb, hielt sich der Schauspieler der Presse gegenüber völlig zurück und sagte nur: „Diese Prüfung muss uns stärker machen.“

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