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Leerstand in Wien: Mythos oder Realität?

Wie viele Wohnungen und Büros stehen in Wien wirklich leer?
Wie viele Wohnungen und Büros stehen in Wien wirklich leer? ©Pixabay (Sujet)
In Wien tobt eine Debatte um leerstehende Immobilien: Während die Stadt wächst und leistbarer Wohnraum gefragt ist, stehen laut Schätzungen zehntausende Wohnungen leer. Doch wie hoch ist der tatsächliche Leerstand – und wie ist die Lage am Büromarkt?

In Wien gibt es sowohl im Wohnbereich als auch im Gewerbe- und Büromarkt Leerstände – aber deren Ausmaß hängt stark vom Segment ab.

Widersprüchliche Zahlen im Wohnbereich

Laut einer Auswertung des Momentum Instituts waren Ende 2023 rund 104.700 Wohnungen in Wien ohne Hauptwohnsitz gemeldet. Das entspricht etwa 9,7 Prozent des gesamten Wohnungsbestands. Allerdings sagen diese Zahlen nur wenig über tatsächlichen Leerstand aus: Viele dieser Objekte werden als Zweitwohnungen genutzt, stehen temporär leer oder dienen als Ferienapartments. Eine umfassende, amtliche Leerstandserhebung gibt es bislang nicht. Greenpeace Österreich schätzt den tatsächlichen Leerstand in Wien deutlich niedriger: etwa 3,4 Prozent (Österreich-Schnitt: 4,7 Prozent). Auch die Wiener Grünen gehen von 80.000 bis 100.000 Wohnungen ohne dauerhafte Nutzung aus. Sie fordern politische Maßnahmen, wie eine Leerstandsabgabe auf Wohnungen, die länger als sechs Monate pro Jahr leer stehen, um spekulativem Leerstand in Wien entgegenzuwirken.

Büroflächen: Nachfrage bleibt hoch

Auch im Büroflächen in Wien gibt es Leerstand, dieser bewegt sich auf einem niedrigen Niveau. Laut Daten des Vienna Research Forums lag die Leerstandsquote im zweiten Quartal 2025 bei modernen Büros in Wien bei 4,22 Prozent. Diese Quote ist im Vergleich zum vorherigen Quartal um 0,44 Prozent gestiegen. Verglichen mit dem zweiten Quartal 2024 stellt dies eine Zunahme von 0,69 Prozent dar. Der Submarkt Hauptbahnhof wies mit 3,07 Prozent den niedrigsten Leerstand auf, während der Submarkt AirportCity Vienna mit 7,76 Prozent die höchste Quote erreichte, gefolgt vom Submarkt Donaucity mit 5,68 Prozent. Wien zählt damit zu den europäischen Städten mit vergleichsweise geringer Büroflächen-Leerstandsquote – trotz eines anhaltenden Trends zu Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen.

Leerstand in Wien österreichweit am niedrigsten

Die meisten Zahlen zeigen: Ein substanzieller, flächendeckender Leerstand besteht in Wien derzeit nicht. Im Wohnbereich liegt die Leerstandsquote zwischen drei und vier Prozent und auch auf dem Büro- und Logistikmarkt ist die Lage ähnlich: Der Leerstand bleibt gering, während die Nachfrage nach modernen Flächen konstant hoch ist. Wien hat im österreichweiten Vergleich eine der niedrigsten Leerstandsquoten – sowohl bei Wohn- als auch bei Gewerbeimmobilien. Politisch bleibt das Thema dennoch brisant: Angesichts steigender Mieten und wachsender Bevölkerung rückt jede ungenutzte Wohnung stärker in den Fokus. Zudem besteht nach einer Verfassungsnovelle 2024 nun die Möglichkeit für die Bundesländer eigene Gesetze zur Leerstandsabgabe zu beschließen. Die Forderung nach einer besseren Erfassung und Regulierung des Leerstands dürfte daher weiter an Bedeutung gewinnen.

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(Red)

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