Damit heizte Walesa die gegenwärtige Debatte um die Kandidaten für die Wahl, die regulär erst in zwei Jahren stattfindet, weiter an.
Außerdem trat Walesa dafür ein, die Amtszeit des amtierenden Staatsoberhauptes Lech Kaczynski zu verkürzen. Kaczynski müsse schnellstmöglich abtreten, weil er “Polen schadet und es lächerlich macht”, erklärte Walesa. Es müsse ein “juristischer” Weg gefunden werden, Kaczynski vorzeitig aus dem Amt zu drängen.
Vor allem die Regierungsparteien sprechen in den vergangenen Tagen trotz des langen Vorlaufes immer häufiger über die Präsidentenwahl. Premier Donald Tusk von der rechtsliberalen “Bürgerplattform” (PO) sagte am Montag, er sehe für sich gute Chancen 2010. “In vielen Umfragen taucht mein Name auf, und ich wäre ein Heuchler, wenn ich sagen würde, dass mich das nicht interessiert”, so Tusk gegenüber dem Fernsehsender TVN.
Überraschend erklärte auch schon der kleine Koalitionspartner der PO, die gemäßigte Bauernpartei PSL, dass sie einen eigenen Kandidaten bringen werde. Deren Vorsitzender und Wirtschaftsminister Waldemar Pawlak sagte am Dienstag vor Journalisten, seine
Partei werde einen “politischen Experten” benennen, der die politischen Lager in Polen einen könne. Doch damit nicht genug: Auch die Sozialdemokratische Partei SdPl äußerte sich schon zur Präsidentenwahl. Sie erwägt, den ehemaligen Außenminister Dariusz Rosati ins Rennen zu schicken.
Experten gehen davon aus, dass die Regierungsparteien und die linke Opposition diese Diskussion führen, um Lech Kaczynski zu schwächen. Vor dem Horizont der Wahl 2010 soll er als Auslaufmodell dastehen und sein Widerstand gegen die Pläne der Regierung als vorübergehendes Hemmnis.
Eine Umfrage des Instituts OBOP zeigte vor kurzem, dass derzeit nur sieben Prozent der Polen für Lech Kaczynski stimmen würden. Tusk hat der Umfrage zufolge mit 23 Prozent Zustimmung derzeit die besten Chancen.
Offensichtlich unangenehm ist die Debatte deshalb für das amtierende Staatsoberhaupt. Am Wochenende reagierte Lech Kaczynski gereizt auf die Aussage seines Kanzleichefs Piotr Kownacki, er werde in zwei Jahren sicher wieder antreten. “Kownacki hat sich ein bisschen vergaloppiert”, so Kaczynski bei einem Besuch in Lublin, es gebe “noch keine eindeutige Entscheidung”.