Lebenslang für Ex-SS-Mann gefordert
Der heute 87-Jährige, der vor Gericht nicht anwesend war, wird als einziger Angeklagter für das Massaker von San Polo in der Nähe der toskanischen Stadt Arezzo am 14. Juli 1944 verantwortlich gemacht. 61 Personen kamen damals ums Leben.
Der Mitangeklagte Klaus Konrad, ein ehemaliger SPD- Parlamentarier und Berater des deutschen SPD-Bundeskanzlers Willi Brandt, ist kürzlich gestorben. Aktive Rolle anstatt Weigerung
Laut Staatsanwalt Marco de Paoli habe der Angeklagte mit weiteren fünf Offizieren eine aktive Rolle beim Massaker gespielt. Andere SS-Offiziere hätten sich im Gegensatz zum Angeklagten geweigert, sich am Blutbad zu beteiligen.
Das Massaker von San Polo war eine Aktion von unglaublicher Brutalität. Dabei wurden alle Grenzen der Legalität und der Menschlichkeit überschritten. Diese Unmenschlichkeit ist nur mit der vollen Unterstützung der Nazi-Ideologie und mit Fanatismus zu erklären, so der Staatsanwalt am Montag.
Das Massaker von San Polo war als Vergeltung für Aktionen einiger Partisanen verübt worden. Die Opfer, darunter ältere Leute und Kinder, wurden geschlagen, bevor sie erschossen wurden. Vergewaltigung und Demütigung
Dutzende Frauen wurden vergewaltigt und die Männer gezwungen, ihr Grab selber zu schaufeln. Einige von ihnen wurden noch lebend in das Massengrab geworfen.
Zum Massaker in San Polo hatten bereits die deutschen Justizbehörden in den 60er Jahren ermittelt. Es war jedoch niemals zu einem Prozess gekommen. Im August 2003 die Militärstaatsanwaltschaft in La Spezia die Ermittlungen zum Blutbad wieder aufgenommen.
Bereits im Januar hatte ein italienisches Gericht zehn beteiligte Deutsche in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie waren des Massakers in der norditalienischen Ortschaft Marzabotto im Jahr 1944 angeklagt, bei dem mehr als 900 Menschen getötet worden waren.