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Lebenserfahrung macht im Alter gelassen

Alte Menschen gehen mit negativen Erfahrungen besser um als junge. "Emotionen werden im Alter offenbar mehr rational als emotional verarbeitet", glaubt Curt Beil vom Berufsverband Deutscher Neurologen.

Der Mediziner beruft sich auf eine aktuelle Studie
an der Duke University in North Carolina, die in der
Fachzeitschrift Psychological Science veröffentlicht wurde. In einem
Experiment wurde bei zwei verschiedenen Altersgruppen die Reaktion des
Gehirns auf negative Nachrichten gemessen. Dabei hatte sich die
durchschnittlich 70-jährige, ältere Versuchsgruppe weit besser unter
Kontrolle als die jungen Probanden.

Beim Experiment der US-Forscher betrachteten die Testpersonen Bilder, auf
der neutrale oder sehr negative Ereignisse zu sehen waren, während sie
mit funktioneller Magnetresonanz-Tomografie überwacht wurden. Nach einer
halben Stunde baten die Forscher die Teilnehmer unerwartet, sich an die
gezeigten Bilder zu erinnern. “Dabei stellte sich heraus, dass sich die
älteren Teilnehmer an weniger negative Bilder erinnerten als die jüngeren
Probanden”, berichtet der Kölner Neurologe.

Während das Emotionszentren im Gehirn beider Gruppen in sehr ähnlicher
Weise arbeitete, zeigten sich wesentliche Unterschiede in der Interaktion
mit anderen Hirnbereichen. Bei älteren Menschen geschehe laut Beil eine
geringere Wechselwirkung zwischen Gefühlszentrum und dem Hippocampus, der
für die Gedächtnisleistungen eine Rolle spielt. Gleichzeitig interagiert
jedoch das Gefühlszentrum viel mehr mit den Regionen der Großhirnrinde,
die an höheren Denkprozessen beteiligt sind und die Gefühle
kontrollieren.

Diese Gelassenheit der Senioren schreibt Beil der größeren
Lebenserfahrung zu. “Sie haben dadurch gelernt, mit belastenden
Ereignissen besser umzugehen und in emotionsgeladenen Situationen
gelassen zu bleiben”, so der Neurologe. Das Problem von Menschen, die
aufgrund von Depressionen und Angststörungen besonders an emotional
herausfordernden Situationen leiden, könne durch die Studienergebnisse
besser verstanden werden. Gleiches gelte auch für Krankheiten mit
Gedächtnisstörungen, so Beil.

Quelle: pte

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