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Le Weekend - Trailer und Kritik zum Film

Dass die Wolken nach 30 Jahren Ehe nicht mehr rosarot sind, ist den meisten Paaren klar. Dass jedoch Vertrautheit und Gewissheit manche Romantik aufwiegen kann, wissen nur wenige zu schätzen.

So auch Meg (Lindsay Duncan), die in “Le Weekend” mit Ehemann Nick (Jim Broadbent) zum 30. Hochzeitstag nach Paris fährt – wo sich beide einzeln und gemeinsam wiederfinden müssen. Ab Freitag im Kino.

Le Weekend: Die Geschichte

Nick und Meg kennen und lieben sich, wissen um die Schwächen des anderen. Er, der desillusionierte Collegeprofessor kurz vor seiner nicht ganz freiwilligen Pensionierung. Sie, die Lehrerin, voller Lebenslust, dem Gefühl, etwas verpasst zu haben und der Hoffnung, dass das Leben noch einiges für sie bereithält – nicht unbedingt mit Nick an ihrer Seite. Die beiden verbindet eine lange Ehe, Kinder, ein ruppiger Umgang und eine gehörige Portion Verrücktheit. Etwa, als das Hotel der Flitterwochen mächtig an Charme verloren hat und sie sich kurzerhand in ein Luxushotel einquartieren, das sie sich nicht leisten können.

Es ist eine klassische Rollenverteilung: Sie mäkelt an ihm herum, nimmt das Zepter in die Hand, will das Leben genießen, er dackelt hinterher, vergöttert seine Meg noch immer, wagt zaghafte Annäherungen an eine Ehefrau, die die sexuelle Lust an ihrem Mann verloren hat und ihm das unmissverständlich bis zur Demütigung zu verstehen gibt. Warum, will nicht so recht einleuchten. Nick alias Broadbent erträgt das bis zur Selbstaufgabe, blickt traurig, aber immer auch ein wenig schelmisch mit seinen großen blauen Augen durch seine Brillengläser, wie ein Kind, das die Welt nicht versteht.

Le Weekend: Die Kritik

Nachdem die beiden die Zeche in einem Austernrestaurant geprellt haben, stehen sie küssend in inniger Umarmung auf einem belebten Pariser Platz. Da taucht plötzlich Nicks Cambridge-Kommilitone Morgan (Jeff Goldblum) auf: groß gewachsen, als Professor und Buchautor erfolgreich, dynamisch – das Gegenteil von Nick.

Morgan lädt die beiden für den nächsten Abend zu einem kleinen Fest in seine riesige Pariser Altbauwohnung ein, um sein neues Buch zu feiern. Beim Essen kommt es zum Eklat: Morgan erzählt, dass er seine akademische Laufbahn einzig seinem Vorbild Nick zu verdanken hat, der ihn einst in die entsprechenden Kreise einführte, Nick erklärt seine als gescheitert und auch Meg resümiert über ihr Leben. Nicht nur für die anwesenden Gäste eine beklemmende, nahezu unerträgliche Situation.

“Notting Hill”-Regisseur Roger Michell erzählt mit britischem Humor und einer Lockerheit, die alles andere als leicht ist, diese melancholische Liebesgeschichte über die Unvollkommenheit des Lebens und der Liebe, über eine Frau, die auf der Suche nach etwas ist, was sie längst gefunden hat. Und sie lassen bis zum Schluss offen, ob die beiden wieder zueinander finden. Sie geht beschwingt zu Ende, diese Geschichte; den Zuschauer aber entlässt sie tieftraurig und sehr nachdenklich – und vielleicht auch dankbar für die eigene Beziehung.

(APA)

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