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"Le Monde": "Skandalös heilsames Theater"

"Ein gewaltiger Angriff auf den Hass und die Schlappheit, in einem vom Antisemitismus und der Erinnerung an den Anschluss heimgesuchten Wien, ein Österreich als Metapher des Desasters."

Mit diesen Worten rezensiert die Pariser Tageszeitung „Le Monde“ in der Samstagausgabe Thomas Bernhards „Heldenplatz“, der in einer Inszenierung von Arthur Nauzyciel in das Repertoire der Comedie-Francaise aufgenommen wurde.

„Man muss es gleich sagen: Es ist kein komfortabler Abend, der Sie in der Comedie-Francaise erwartet, wo Sie für das Werk ’Heldenplatz’ von Thomas Bernhard drei Stunden regungslos Schauspielern gegenüber sitzen werden, die in langen Monologen auf einer französischen Bühne noch nie gehörte Worte über den Hass und den Antisemitismus von sich geben“, schreibt „Le Monde“ weiter.

„Erwarten Sie sich, entwaffnet zu sein, vor allem zu Beginn der Aufführung, die noch nicht ihren Rhythmus gefunden hat. Es liegt in der Dauer, in dem langsamen Crescendo, wodurch das von Arthur Nauzyciel inszenierte Spektakel seine fürchterliche Schlagkraft erhält und sich als ein skandalös heilsames Theater durchsetzt. Ein einmaliges Theater“, heißt es in dem Artikel.

„Heldenplatz“ ist die fünfte Theaterinszenierung des 37-jährigen Nauzyciel, der seine Karriere als Schauspieler begonnen und 1999 seine eigene Theatergruppe gegründet hat. Zuletzt inszenierte der Regisseur im Oktober dieses Jahres in Atlanta (USA) „Roberto Zucco“ von Bernard-Marie Koltes. Zu seiner Bernhard-Inszenierung sagte Nauzyciel im „Monde“: „Man kann dieses Stück nicht einfach deshalb inszenieren, um über Österreich schlecht zu reden.“ Das Stück ist bis April 2005 in der Comedie-Francaise zu sehen.

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