Im Gespräch spricht er offen über mentale Belastungen, seine Rückkehr nach der langen Verletzungspause und darüber, warum er den Motorsport trotz aller Gefahren nie aufgeben konnte, selbst, nachdem er miterleben musste, wie brutal dieser Sport sein kann.

Ein Moment für die Ewigkeit
Vor knapp einem Monat am 20. April erlebt der Rennfahrer den größten Moment seiner bisherigen Karriere: Gemeinsam mit dem Team 3ART Best of Bike landet er beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans im Rahmen der Langstrecken-Weltmeisterschaft auf dem Podium.

Was nach einem großen Triumph klingt, ist in Wahrheit das Ergebnis eines zermürbenden, fast schon epischen Rennens. Ständig wechselnde Bedingungen und 250 Stürze im gesamten Feld prägten das Rennen.
„Du siehst kaum, wo es nass oder trocken ist. Fehlerfrei durchzukommen ist fast unmöglich“, beschreibt er die Situation. „Le Mans ist ein echter Klassiker. Vor 70.000 Zuschauern auf dem Podium zu stehen, unbeschreiblich.“
Auch seinem Team zollt der Hohenemser Respekt: „Was die geleistet haben, das war Wahnsinn. Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen.“
Ein Sturz, der alles verändert
Der 24. Juli 2022 hat sich tief in seinem Gedächtnis eingebrannt. Beim Rennen im deutschen Schleiz kämpft er um das Podium, bis zum bitteren Ende. Ein Sturz mit 250 km/h. Gebrochene Wirbel, ein zertrümmertes Fußgelenk. Die Ärzte sagen: Glück gehabt. Er selbst sagt heute: „Ich bin froh, dass ich überlebt habe.“
Es ist nicht nur der körperliche Schmerz, der folgt. Auch mental wird die Zeit danach zur Zerreißprobe. „Ich bin heute nervöser als früher, die Pause hat mir eine neue Sicht auf den Sport gegeben“, so der Yamaha-Pilot. Fast ein Jahr verbringt er mit Reha, Rehabilitation und Reflexion. Und dann, als hätte das Schicksal noch einen weiteren Test parat, verliert er einen engen Freund bei einem tödlichen Rennunfall. Live, an der Strecke.

Für den 27-Jährigen ist das zunächst das Ende. „Da habe ich wirklich geglaubt, dass ich nie wieder fahren werde.“ Doch die Leidenschaft ist stärker als die Angst. „Wenn du einmal angebissen hast, lässt es dich nicht mehr los“, sagt Mohr. „Und irgendwann spürst du: Das ist es, was du wirklich willst.“
Ein Film, der berührt und Mut macht
Es ist auch sein Bruder Ken, der die Geschichte mitschreibt. Er begleitet Jan mit der Kamera durch die Reha. Entstanden ist eine sehr persönliche Dokumentation über die Angst vor dem Tod, Mut und Leidenschaft.
„Wir wussten nicht, ob das überhaupt jemand sehen will“, erinnert sich Mohr. Doch das Echo war überwältigend: „Viele haben gesagt, der Film hat ihnen Kraft gegeben. Das war brutal schön.“
Neustart bei Yamaha
Diese Saison startet für den WM-Fahrer ein neues Projekt: Mit Yamaha und dem SWPN-Team geht er in drei Rennserien an den Start, der Langstrecken-WM, der IDM-Superbike und ausgewählten EM-Läufen „Das Paket ist stark, auch weil ich nicht mehr Bezahlfahrer bin.“
Das Ziel: Erfolge in allen Serien. In der EWC (Endurance World Championship) hat er mit dem Le-Mans-Podium bereits geliefert.
Nun soll auch in der IDM der Sprung aufs Treppchen gelingen. „Langfristig will ich um den Titel mitkämpfen“, sagt er selbstbewusst. „Wir sind auf einem guten Weg. Das Vertrauen vom Team ist da, das ist Gold wert."
(VOL.AT)