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Neue Zwischenfälle vor iranischer Küste

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Inmitten der Spannungen mit dem Iran ist es nahe der Küste des Landes erneut zu Zwischenfällen mit zwei Handelsschiffen gekommen. Im Golf von Oman geriet der Öltanker "Front Altair" der norwegischen Reederei Frontline laut der Seefahrtsbehörde am Donnerstag nach einem Angriff in Brand. Auch ein Tanker der deutschen Reederei Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) wurde beschädigt.
Angriffe auf Öltanker
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Die Reederei teilte zudem mit, es seien 21 Seeleute von ihrem mit Methanol beladenen Frachter "Kokuka Courageous" gebracht worden. Das Schiff sei in der Früh beschädigt und ein Crewmitglied leicht verletzt worden. Die Hintergründe der Vorfälle waren zunächst unklar.

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Zwei Notrufe

Die US-Marine erklärte, sie habe zwei Notrufe erhalten. US-Schiffe seien in der Region unterwegs und leisteten Hilfe, teilte die 5. Flotte der US-Marine in Bahrain mit. Es gebe Berichte, dass dort zwei Tanker angegriffen worden seien.

Die norwegische Seefahrtsbehörde meldete weiter, es sei von drei Explosionen auf der "Front Altair" berichtet worden. Obwohl der Hintergrund der Angriffe noch unklar sei, empfahl die Behörde allen Schiffen, die Gewässer vor dem Iran vorläufig zu meiden.

Explosion und Brand

Die Reederei Frontline teilte mit, alle 23 Menschen an Bord seien in Sicherheit, wie die norwegische Zeitung "VG" unter Berufung auf einen Unternehmenssprecher berichtete. Ob die "Front Altair" angegriffen worden sei, wollte der Sprecher demnach nicht bestätigen. Bisher sei nur klar, dass es eine Explosion und einen Brand an Bord der "Front Altair" gegeben habe, sagte er. Berichte, das Schiff sei bereits gesunken, stimmten nicht.

Nach Angaben der Reederei BSM besteht keine Gefahr, dass die "Kokuka Courageous" sinkt. Die Ladung sei "intakt". Der Schaden sei auf der Steuerbordseite im hinteren Teil des Frachters, sagte der Sprecher. Die 21 Seeleute seien mit einem Rettungsboot auf ein anderes Schiff gebracht worden, die "Coastal Ace". Der leicht verletzte Seemann habe dort Erste Hilfe bekommen. Bei den Seeleuten handle es sich ausnahmslos um Philippiner.

Iran untersucht Zwischenfälle

Der Iran untersucht die schweren Zwischenfälle. Mehrere Expertenteams seien mit Hubschraubern über das Seegebiet geflogen, in dem es Explosionen gegeben habe, so ein Sprecher der Rettungsabteilung der iranischen Flotte in der Hormuzgan Provinz in Südiran. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen schon bald bekannt gegebenen werden, zitierte die Nachrichtenagentur IRNA am Donnerstag den Sprecher weiter.

Der Zwischenfall ereignete sich diesen Angaben zufolge in etwa 70 Seemeilen Entfernung vom arabischen Emirat Fujairah und etwa 14 Seemeilen entfernt von der iranischen Küste. Weiterer Anrainer der dortigen Meerenge ist das arabische Sultanat Oman. Die BSM gehört zur Hamburger Reederei Schulte Group.

Größte Tankerflotte der Welt

Der 2016 gebaute Öltanker "Front Altair" fährt unter der Flagge der Marschallinseln. Er war nach Angaben des Dienstes "Marine Traffic" auf dem Weg von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) nach Taiwan. Frontline gilt als die größte Tankerflotte der Erde. Sie ist im Besitz des norwegischen Milliardärs John Frederiksen. Die "Kokuka Courageous" hatte "Marine Traffic" zufolge vor drei Tagen in Saudi-Arabien abgelegt und war unterwegs nach Singapur.

Iranische Medien sprachen zunächst von einem "Unfall". Der iranische Außenminister Mohammad Jawad Zarif äußerte später seine Besorgnis über die "verdächtigen" Angriffe gegen Tanker mit "Verbindungen zu Japan". Sie ereigneten sich während "freundschaftlicher Gespräche" von Japans Ministerpräsident Shinzo Abe und dem geistlichem Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, schrieb Zarif auf Twitter. Abe bemüht sich derzeit in Teheran um Vermittlung im Konflikt zwischen dem Iran und den USA.

Sabotageakte vor einem Monat

Die Angriffe auf die Tanker erfolgen einen Monat nach "Sabotageakten" gegen vier Schiffe vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate. Saudi-Arabien machte damals den Iran dafür verantwortlich, auch die US-Regierung wies später auf Teheran als mutmaßlichen Verantwortlichen. Die Vorfälle heizten die Spannungen mit den USA weiter an, die Anfang Mai ihre Truppen in der Golfregion deutlich verstärkt hatten.

Die USA machen den Iran für die mutmaßlichen Angriffe verantwortlich. Das sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Donnerstag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Washington. Dies sei Teil einer Kampagne, "um die Spannungen eskalieren zu lassen", sagte er.

Druck erhöht

Die USA hatten zusammen mit ihren Verbündeten Saudi-Arabien und den VAE in den vergangenen Wochen den Druck auf den Iran massiv erhöht. Das sunnitsche Saudi-Arabien sieht in dem schiitischen Nachbarn einen Erzfeind. Riad wirft der Regierung in Teheran vor, sich in die inneren Angelegenheiten der arabischen Länder einzumischen.

Saudi-Arabien beschuldigt den Iran unter anderem, im Bürgerkrieg im Jemen die Houthi-Rebellen zu unterstützen. Diese hatten in den vergangenen Wochen Saudi-Arabien wiederholt mit Drohnen angegriffen. An diesem Donnerstag endet der Besuch des japanischen Regierungschefs Shinzo Abe im Iran, der im Atomkonflikt mit den USA vermitteln will.

(APA/ag.)

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