AA

Laut Kronzeuge war Angeklagter ein Mittäter

Symbolfoto
Symbolfoto
Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen wurde im Prozess um den so genannten Haban-Mord Andrea V. (33) - der aus Italien angereiste Kronzeuge der Anklage - einvernommen.

Seiner Darstellung zufolge hatte er derselben Bande angehört wie Massimiliano F., Michele d’ A. und Andrea S. , die den Überfall auf den Wiener Nobeljuwelier verübt haben sollen, bei dem der Geschäftsführer den Tod fand. Der Zeuge wiederholte im Wiener Landesgericht seine bisher getätigten Angaben:
Massimiliano F. – er ist als Einziger für die österreichische Justiz greifbar – sei dabei gewesen, Michele d’ A. habe geschossen.

Beide hätten ihm unabhängig voneinander von dem tödlichen Raubüberfall erzählt, behauptete Andrea V. Er selbst habe an die 30 Coups durchgezogen, rund die Hälfte davon mit Michele d’ A. Dieser und Massimiliano F. seien rund einen Monat vor der Bluttat nach Österreich gereist, um den Raub vorzubereiten. Ursprünglich wäre Massimiliano nicht als Mittäter vorgesehen gewesen: Weil Michele ihn, Andrea V., aber telefonisch nicht erreicht habe, habe dieser jenen mitgenommen.

Aussage nicht aus Rache

„Haben Sie ein Interesse daran, alte Freunde einzutunken?“, fragte Richter Peter Liebetreu. „Wirklich nicht“, betonte Andrea V. Er hätte sich nach seiner Festnahme entschlossen, mit den Behörden zu kooperieren.

Am 30. Juni 1998 hatte Andrea V. mit einem Komplizen eine Wechselstube am Wiener Stephansplatz ausgeraubt. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd wurde er geschnappt. Der zweite Mann – laut Andrea V. wiederum sein damaliger guter Freund Michele – entkam.

Im Rucksack, der bei V. sicher gestellt wurde, fand sich allerdings eine Schusswaffe, die jener für dieselbe hielt, mit der der Haban-Geschäftsführer Siegfried Goluch knapp sieben Wochen zuvor erschossen worden war. „Ich wollte nicht irrtümlich mit dem Haban-Mord in Verbindung gebracht werden. Ich wollte mein Leben ändern. Ich wollte auch mein Gewissen erleichtern“, erläuterte der Kronzeuge der Anklage.

Zeuge freiwillig in Österreich

Außerdem habe er sich in seinem eigenen Verfahren für sein kooperatives Verhalten Strafmilderung erwartet. Acht Jahre Haft, lautete später das Urteil eines Wiener Schwurgerichts.

Gemeinsam mit einer weiter zurück liegenden, in seiner Heimat ausgesprochenen Strafe verbüßte Andrea V. davon den Großteil im Gefängnis in Ferrara. Seit einigen Monaten steht er allerdings nur mehr unter Hausarrest und kann den Vormittag sowie den Nachmittag nach freiem Gutdünken gestalten.

„Das italienische Gesetz sieht vor, dass man nach der Strafhälfte Vergünstigungen bekommen kann“, erklärte er dem Wiener Gericht. Immerhin habe er insgesamt sieben Jahre und vier Monate abgesessen. „Ich bin freiwillig hier her gekommen. Ich hätte auch zu Hause bleiben können“, betonte der Zeuge.

Links:
-> Höhepunkt im Prozess um Haban-Mord -> Haban-Verdächtiger: Spektakuläre Verhaftung

Redaktion: Michael Grim

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Laut Kronzeuge war Angeklagter ein Mittäter
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen